„Ein von der Mafia bedrohter Journalist ist vor allem eines: allein“. Das sagte Alberto Spampinato. Der Gründer des Osservatorio sui cronisti minacciati e le notizie oscurate con la violenza, des »Nationalen Observatoriums für bedrohte Journalisten und gewaltsam unterdrückte Informationen« ist Redakteur der Nachrichtenagentur Ansa – und Bruder des 1972 von der Mafia ermordeten Journalisten Giovanni Spampinato. In den letzten dreißig Jahren ermordete die Mafia in Italien dreizehn Journalisten. Ich habe Spampinato in Rom auf einem Antimafiakongress kennengelernt, einen Mann mit dunkel verschatteten Augen und einem akkuraten Seitenscheitel, der inmitten der kahlgeschorenen Schädel der Mehrheit seiner Journalistenkollegen wirkte, als sei er aus einem längst vergangenem Jahrhundert aufgetaucht.
Gestern veröffentlichte Spampinato die Notiz, dass die Journalistin und Schriftstellerin Francesca Viscone bedroht wurde, die vielleicht einigen Lesern durch einen Artikel bekannt wurde, den sie über die Propagandawirkung der in Deutschland vertriebenen Mafiamusik veröffentlichte.
Wie Francesca dokumentierte, ist der erstaunliche Erfolg der „Mafiamusik“ in Deutschland vor allem zahlreichen deutschen Journalisten zu verdanken, die kleine Ausflüge nach Kalabrien machten, wo sie „echten Bossen“ beim Musizieren zusehen durften und bei ihrer Rückkehr Artikel darüber verfassten, dass die Mafia keineswegs eine Bedrohung ist, sondern letztendlich eine Art Kultur – die vielleicht befremdlich anmutend mag, unter anderem wegen der Neigung, sich hin und wieder untereinander umzubringen, aber sind nicht letztlich auch die schwarz verhüllten islamischen Frauen befremdlich?
Dass Francescas Aufklärungsarbeit einigen nicht gefällt, ist nur allzu klar.
Zur Mafiamusik auch hier und hier noch etwas Interessantes.
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