Verschwiegenheit

Heute morgen also Spionage: „Tinker, Tailor, Soldier, Spy“ : graugrüne, rauchverhangene und extrem verschwiegene Siebzigerjahre – wie es sich für einen schwedischen Regisseur gehört, der aussieht, als sei das Universum eine Lavalampe: Tomas Alfredson drehte den Film nach dem Roman von John Le Carré: „Dame, König, As, Spion“. Ab und zu verlor ich den Überblick, wer jetzt gegen wen konspiriert und zu welchem Zweck, aber das hat nicht weiter gestört. Glücklicherweise war der Gesichtsausdruck der Doppelagenten so fies, niederträchtig und gemein, dass man auch ohne Worte verstand, wer auf welcher Seite stand.

Das Schöne am Filmfest sind aber nicht nur die Filme, sondern auch die Kritiker. Die um Worte ringen, wenn sie aus dem Kino kommen. Vielleicht, weil sie nicht sofort mit ihrer Meinung zu dem Film hausieren gehen möchten. Könnte ja jeder kommen. Vielleicht wollen sie aber auch erst mal abwarten, was der Kollege vom Konkurrenzblatt sagt. Oder sie haben einfach noch keine Meinung.

Sie: „Doch, doch, es ist ein guter Film“.

Er: „Hm.“

Sie: „Tolles Dekor, super Schauspieler.“

Er: „Mm.“

Sie: „Super, wie total misstrauisch alle sind. Und so extrem verschwiegen.“

Er: „Mm.“

Sie: „Manchmal vielleicht etwas zu viel Siebzigerjahre. Aber gut.“

Er: „Hm.“

Sie: „Das mit dem Misstrauen war vielleicht auch etwas zu dick.“

Er: „Hm.“

Sie: „Ok, die Mimik. Die wurde für meinen Geschmack etwas zu lange gezeigt.“

Er: „Hm.“

Sie: „Stimmt schon, man sieht sich den Film schnell leid.“