Es gibt wenig bessere Möglichkeiten, auf so angenehme Weise der Wirklichkeit zu entfliehen, als durch die Teilnahme am Filmfest. Heute morgen jedoch: schlechter Start. Zur Unzeit aufstehen, zum Vaporetto rennen, erwartungsvoll in der Schlange für Polanskis Film „Carnage“ stehen – um am Ende nicht reinzukommen. Weil sich das Festival mal wieder verrechnet hat – mit den Akkreditierungen für Tagespresse und Wochenpresse und Online, für Fotografen, Kameraleute und Pressemenschen, die nicht alle zusammen in den Saal passen. Was um so ärgerlicher ist, als bei „Carnage“ wie die Kollegen berichteten, tatsächlich auch gelacht werden durfte. Gibt es ja nicht so oft. Wg. Kunscht.
Dann aber erfolgreiches weiteres Schlangestehen für W.E. von Madonna. Romantisches Drama, sagt man in diesem Fall. Die Geschichte von Wallis Simpson und König Edward VIII. wird mit der Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach der Liebe verwoben. Ja, ja. Ein bisschen zu viel Schmachten, etwas zu viel Frauenzeitschriftsleid („Ich möchte ein Kind, er entzieht sich“ / „Ich habe alles für ihn aufgegeben, und er betrügt mich“), manchmal rascheln die Dialoge, und an den Stellen, an denen die beiden Geschichten miteinander verschraubt werden, knirscht es auch oft. Aber dennoch verweigere ich mich dem üblichen Madonna-Bashing. Am schönsten ist die Szene, in der die Herzogin von Windsor für den bettlägerigen Herzog Twist tanzt. Und ihr Rücken vom Alter gebeugt ist.