Die Konsulin. La console

Wir nannten sie nur „La Console“ – und das mit jener Zuneigung, mit der in Italien der Titel oft den Namen ersetzt. Seitdem ich Angelika Völkel, die deutsche Generalkonsulin von Neapel,  im November vergangenen Jahres bei der Vorstellung meines Buches im Goetheinstitut  kennengelernt habe, gehörte sie für mich zur Stadt. Nie werde ich vergessen, wie sie aufstand und dem anwesenden italienischen Publikum erklärte, was das Besondere sei, das mein Mafiabuch auszeichne. Und nie werde ich vergessen, dass sie sich sofort bereit erklärte, in Nocera eine Rede zu halten, als mir der Premio Civitas verliehen wurde. (Hier auch die Rede auf Deutsch, ein freundlicher italienischer Kommentator von ZEIT-ONLINE hat sie übersetzt).

Als wir am Morgen der Preisverleihung in dem weißen Generalkonsulats-Mercedes nach Nocera chauffiert wurden, fühlten wir uns fast wie Königinnen auf Staatsbesuch. In diesem Mercedes durchquerte die Konsulin ganz Süditalien auf diplomatischer Mission  –  Missionen, von der sie uns mit der ihr eigenen Ironie erzählte. Ich mochte ihr unprätentiöses, spöttisches Preussentum – das sich nicht so leicht beeindrucken lässt. Schon gar nicht von einem weißen Mercedes. Sie erzählte uns, dass sie noch bis spät nachts an dem Manuskript gefeilt hatte. Und ich weiß noch, wie ich schlucken musste, als sie dann im Rathaus von Nocera sagte, wie sehr sie sich über diese Auszeichnung für ihre Landsmännin freue. Und dass sie mich darum beneide, Italien zu meinem Lebensmittelpunkt gemacht zu haben. 

Sie liebte Italien. Und sie liebte Neapel – mit jener Weitherzigkeit, zu der nur unprätentiöse, spöttische Preußen fähig sind. 

Am 30. Juli hat sie sich in Neapel das Leben genommen. 



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