Tatsächlich hatte ich mir vorgenommen, am Tag der Arbeit nicht zu arbeiten. Kein einziges Wort zu schreiben, den Computer nicht anzusehen, geschweige denn anzustellen, keine noch so unbedeutende Notiz zu machen, keinen Gedanken an zu schreibende Geschichten zu verschwenden. Lange zu schlafen. Vielleicht den ganzen Tag zu verschlafen. Und erst, wenn ich überhaupt nicht mehr schlafen könnte, etwas zu lesen. Aber nur eines jener Bücher, die ich eigentlich überhaupt nicht lesen muss. Also blätterte ich in einem Buch über Darwin. Dann in einem über die russische Revolution. Schließlich fiel mir „Dornröschens Flugzeug“ in die Hände, eine Sammlung journalistischer Texte von García Márquez. Unter der Überschrift „Das Unglück von einem, der Bücher schreibt“ las ich:
„Nach dieser tristen Bestandsaufnahme muss man sich grundsätzlich fragen, warum wir Schriftsteller schreiben. Die Antwort fällt notgedrungen in dem Maße melodramatisch aus, in dem sie aufrichtig ist. Schriftsteller ist man einfach, wie man Jude oder Schwarzer ist. Der Erfolg mag beflügeln, die Geneigtheit der Leser mag anspornen, aber das sind Zusatzgewinne, denn ein guter Schriftsteller wird so oder so weiter schreiben, auch wenn seine Schuhe Löcher haben und seine Bücher sich nicht verkaufen. Diese besondere déformation professionelle erklärt sehr gut die gesellschaftliche Ungeheuerlichkeit, dass sich viele Männer und Frauen zu Tode hungern, um etwas zu tun, das letzten Endes, und das meine ich vollkommen ernst, zu nichts nütze ist.“
Und dann setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch.