Timbuktu, Damaskus, Venedig
Natürlich hat uns die Ankündigung der Unesco gefreut (wer den Bericht nachlesen will: hier der link), Venedig auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen – womit sich die Stadt auf dem gleichen Rang wie vom Städte wie Timbuktu oder Damaskus befinden würde: Städte in Kriegszonen. Und ja, es wird Krieg geführt gegen Venedig, und das seit Jahrzehnten. Die Unesco fordert: Kreuzfahrtschiffe raus – und zwar nicht einfach raus aus dem Markusbecken, sondern raus der Lagune, und zwar ganz. Die Techniker der Unesco haben sich nicht an dem Hütchenspiel des Kulturministers Franceschini beteiligt, der die Fake-News von der „Vertreibung der Kreuzfahrtmonster“ um die ganze Welt schickte, sondern machen deutlich, dass es hier um „Venedig und seine Lagune“geht. Und, wie der italienische Kulturschutzbund Italia Nostra erklärte, ging es darum schon 1987, al
s Venedig in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen wurde, wobei präzisiert wurde: „sumpfige Gebiete … müssen nicht weniger geschützt werden als Paläste und Kirchen“ Eine „langfristige Lösung“ für die Großschiffe sei „dringend erforderlich“, schreibt die Unesco in ihrem Bericht, wobei die Hypothese, den Zugang zur Lagune „vollständig zu verhindern“, oberste Priorität habe, vorzugsweise „sie in geeignetere Häfen in der Umgebung umzuleiten“.
Geeignetere Häfen! Sofort geht ein Aufschrei durch die politischen Reihen in Venedig, umgehend werden wieder die vermeintlich 5000 Arbeitsplätze des Kreuzfahrthafens in Marsch gesetzt, die bei näherer Betrachtung auf 1500, vielleicht sogar nur auf 500 Festanstellungen zusammenschnurren. Geeignetere Häfen sind Ravenna und Triest – wohin schon jetzt einige Kreuzfahrtschiffe ausgewichen sind. Und übrigens weiter ausweichen – weil nämlich während des am 9. und 10. Juli in Venedig stattfindenden G20 keine Kreuzfahrtschiffe das Idyll der Wirtschafts- und Finanzminister stören mögen. (Weshalb wir in Venedig vom 8. Bis 11. Juli nicht mit dem Boot fahren dürfen, weil unsere kleinen Fischerboote offenbar eine Gefahr für die Finanzelite darstellen.)
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