Gerhard Matzig beklagt in der Süddeutschen Zeitung die Loungepest – eine Klage, der ich mich umstandslos anschließen möchte: Nieder mit der Lounge!
Ein Blick in ein Wörterbuch hätte gereicht, um ihren Siegeszug zunichte zu machen. Lounge heißt „Aufenthaltsraum“, wahlweise auch „Wohndiele“ oder „Wartehalle“. Aber jetzt ist es zu spät, um im Wörterbuch nachzuschauen, der Launsch-Virus hat die ganze Welt infiziert, und seit kurzem befindet sich ein solcher Aufenthaltsraum sogar bei uns gegenüber am Kanal. Früher war dort das Cinema Centrale, und heute ist es eine Lounge – das heißt: Man hat den Putz von den Wänden geschlagen, ein paar Sofas aufgestellt, jene, auf denen man weder liegen noch sitzen kann, man hat die Bar von hinten beleuchtet und Fahrstuhlmusik, vulgo Buddha-Bar, aufgelegt, fertig. Ich habe die Vermutung, dass es sich hierbei um eine psychohygienische Maßnahme handelt: Venedig macht vielen Menschen Angst, nichts ist hier wie in anderen Städten, es gibt keine Autos, keine Hertie-Karstadt-Fußgängerzonen, Gassen enden im Wasser – da ist die Lounge schon fast etwas wie ein kleines Stück Bielefeld.
Bis vor wenigen Jahren noch war Venedig ein loungefreier Ort, auf der Erde vielleicht der letzte dieser Art. Es gibt hier Millionen von Bars und Cafés, man kann auf einem Campo sitzen, einen Prosecco trinken, dabei auf einen gotischen Palazzo blicken, auf eine Renaissance-Treppe und auf eine Rokoko-Kirche, darüber wölbt sich ein Canaletto-Himmel – da erschien der Gedanke an eine Lounge irgendwie unpassend. Die Lounge wurde in Ländern hervorgebracht, die im Wesentlichen aus Industrieruinen und einer Neigung zu starken alkoholischen Getränken bestehen, in Glasgow oder Liverpool macht so eine Lounge durchaus Sinn, das Wetter ist schlecht, der Blick auf englische Backsteinreihenhäuser auf Dauer deprimierend, und die industrielle Revolution liegt eine ganze Weile zurück, da drängte sich die Erfindung der Lounge geradezu auf.
Wäre die Lounge auf den angelsächsischen Sprachraum begrenzt geblieben, dann hätten Sie hier ein Loblied auf die Lounge lesen können, ich hätte sie als angelsächsische Seltsamkeit gepriesen, als liebenswerte Schrulle, denn nur Exzentriker können auf die Idee kommen, einen Abend in einer Wartehalle zu verbringen, in jener halb liegenden, halb sitzenden Lounge-Stellung, in der Hand ein Mischgetränk, vulgo Caipi, ein Abend, bei dem man entweder schweigt, was die eleganteste Lösung ist, oder schreit, weil der Geräuschpegel in einer Lounge infolge der unverputzten Wände so hoch ist wie der einer sechsspurigen Autobahn. Jetzt könnte man sich fragen: Warum sollte ich freiwillig einen Abend auf einer sechsspurigen Autobahn verbringen? Tja. Keine Mode ist zu blöd, um nicht befolgt zu werden. Man muss sich nur die triumphale Wiederkehr der Leggings vor Augen führen. Noch vor wenigen Jahren war dieses Kleidungsstück international geächtet, und jetzt gibt es keine Frau, deren Beine zu kurz sind, um nicht in Leggings daherzukommen.
Genauso hat sich die Loungepest wie ein Ölfleck ausgebreitet: Nicht mal Niederbayern ist loungefrei, es gibt Lounge-Gasthöfe, Lounge-Restaurants, Lounge-Pensionen, die Bundesbahn loungt, selbst Länder wie Bulgarien sind durch und durch unrettbar verloungt, allein in Sofia habe ich Hunderte von hintergrundbeleuchteten, unverputzten, Mischgetränke verabreichenden Etablissements gezählt, von China will ich gar nicht reden, in China gibt es mindestens 1,3 Milliarden Lounges. Und Berlin ist eine einzige Lounge. Wobei ich da nachsichtig bin, vielleicht verwächst sich die Lounge eines Tages noch, lange ist es nicht her, dass die Mauer gefallen ist: In Berlin gab es viele Entbehrungen, die Luftbrücke, das schlechte Essen in der DDR, die zugezogenen Schwaben hatten auch keine leichte Jugend, da kann man schon mal eine Wohndiele mit Weltläufigkeit verwechseln.
Manchmal stehe ich abends am Fenster und sehe den Menschen dabei zu, wie sie auf dem kleinen Anlegersteg vor der Lounge eine Zigarettenpause machen. Neulich ist einer dabei in den Kanal gefallen. Manchmal ist Venedig wild und gefährlich.
Lieber Herr (oder Frau? an dem Namen kann ich es nicht erkenen) Reski – es freut mich ungemein, zu wissen, dass es auch in Indonesien Reskis gibt!
Herzlichst, Petra Reski
Saya senang sekali saat mengetahui bahwa ada orang lain yang jauh di sana menghadapi masalah yang sama dengan saya. Saya harap Anda membalas surat saya. Oh, iya umur saya 17 tahun( jahre alt). Terima kasih.
Hello! Mein name ist Reski. Mein familien name ist Adijaya. Ich bin Auslander und sprechen nich gut Deutsch. Ich wohne in der Merakstrasse. Ich komme aus Malang, Indonesien.
wunderbar! ich werde nie mehr mit gutem gewissen eine lounge betreten können. hier in münchen haben wir gottseidank ja noch biergärten.