Heute wird in Italien die Befreiung vom Nazifaschismus gefeiert. Beppe Grillo hat das zum Anlass genommen, zu einem weiteren V-Day aufzurufen, der heute in Turin stattfindet. Beim letzten V-Day versammelten sich mehr als anderthalb Millionen Italiener an 200 Orten, um die Parteien nicht nur zu verdammen, sondern auch per Petition dazu aufzufordern, vorbestraften Parlamentariern das Mandat zu entziehen.
Dieses Mal kämpft die Grillo-Bewegung für mehr Meinungsfreiheit in Italien: Das Netz lässt sich nicht zensieren – anders als die italienischen Fernsehsender und Tageszeitungen, deren Berichterstattung von der politischen Couleur ihres Besitzers gefärbt wird: Die Repubblica gehört dem linksliberalen Finanzier Carlo De Benedetti, einstiger Besitzer von Olivetti, der Fiatkonzern hält sich die Turiner Stampa und die Wirtschaftszeitung „Il sole 24 Ore“, Berlusconi gehören die Zeitungen Il Giornale, Il Foglio, Libero und zudem auch noch drei Fernsehsender. Und die RAI gehört immer demjenigen, der gerade in der Regierung sitzt. Jetzt also wieder Berlusconi.
„Italien ähnelt auf tragische Weise dem Russland Putins. Das ist die Wirklichkeit, sagte Paolo Flores D’Arcais, Philosoph und Herausgeber der Zeitschrift Micromega. „Es gibt nur drei oder vier Fernsehsendungen, die informieren und die angegriffen werden, als ob sie skandalös wären. Der Rest ist systematische Desinformation im Stile Putins.“
Interessant zu beobachten ist, wie Grillos Anhänger von den Linken als Faschisten geschmäht werden, von den Rechten als Kommunisten. Dabei sind die „Grilli“ nur kleine, renitente Zellen, die versuchen, Demokratie von unten aufzubauen: Sie veranstalten Mahnwachen vor dem Parlament, klären auf über wieder verwendbare Windeln und erneuerbare Energien und stellen die schmutzigen Geschäfte von Lokalpolitikern genau wie die Mafiaverflechtungen der Parlamentarier an den Netz-Pranger.
Grillo ermutigt die Leute nur dazu, Bürgerinitiativen zu gründen, die hier allerdings suspekt sind, weil sie sich weigern, sich von den herrschenden Parteien vereinnahmen zu lassen.