Als ich von der Festnahme von Giovanni Strangio erfuhr – einem der Killer der Duisburger Mafiamorde – erinnerte ich mich an das Interview, das er der italienischen Wochenzeitung Panorama gegeben hat: Ein Interview, in dem er sich, wie es die PR-Strategen der Mafia für Deutschland vorgegeben haben, als unschuldig verfolgter Italiener darstellt, dessen einzige Schuld darin bestehe, in San Luca geboren zu sein. Und deshalb von Justiz und Medien in Sippenhaft genommen worden sei.
Immer wieder geschieht es, dass Journalisten Mafiosi breiten Raum zur Selbstdarstellung und zur ungefilterten Übertragung ihrer Botschaften einräumen (auch ein Mitarbeiter des Berliner Kurier rühmt sich, per mail ein Interview mit Strangio geführt zu haben: „Interview mit einem Killer“). Ob die Journalisten es tatsächlich nicht merken, dass sie benutzt werden? In Hofschranzen der Mafia verwandelt werden?
Wie wichtig es der Mafia ist, ihr Bild in den Medien zu kontrollieren, machte auch der Anwalt von Giovanni Strangio klar. Nachdem die Auslieferung Strangios nach Italien beantragt wurde, sagte er: „Das einzige, was uns erschreckt, ist der Medienrummel. Wir hoffen auf einen gerechten Prozess – der sich auf Beweise stützt und nicht auf suggestive Rekonstruktionen“.