Heute morgen ist dieses Buch angekommen, es ist die polnische Übersetzung meines Buches „Ein Land so weit“: Daleki Kraj. Ich begann vorsichtig darin zu blättern und versuchte, meine Sätze auf Polnisch zu verstehen, was natürlich Quatsch ist, aber dennoch ein schönes Gefühl. Ich bin glücklich über diese Übersetzung, die von dem polnischen Kulturinstitut „Borussia“ initiiert und vom Goethe-Institut sowie von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gefördert wurde.
Es mag Zufall sein, dass dieses Bücherpaket gerade heute hier angekommen ist – dem Tag, an dem Erika Steinbach auf ihren Platz im Stiftungsrat der geplanten Gedenkstätte gegen Vertreibung verzichtete. Die Steinbach-Hysterie der letzten Wochen hat mich schlagartig in die Siebziger Jahre zurückversetzt, als meine herbe Gesellschaftskundelehrerin in jedem Lippenstift ein Zeichen für Unterdrückung wähnte und alle Vertriebenen als Revanchisten schmähte. Oft ertappe ich mich bei dem naiven Glauben daran, dass sich der Mensch weiterentwickeln kann. In den letzten Wochen ist mir dieser Glauben etwas abhanden gekommen. Ich holte dann einen alten Artikel hervor, den ich im fernen Jahr 2003 über den Streit um das geplante Zentrum gegen Vertreibungen in der ZEIT geschrieben habe. Er ist immer noch aktuell. Leider, muss ich sagen.