In einer Woche wird Italien gewählt haben – und bis dahin werden Berlusconi und Veltroni, vulgo Verlusconi, den Italienern versprochen haben, dass sich Wasser in Wein verwandelt, die Mafia in eine gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisation und Dioxin in Zuckerwatte; dass man fliegen kann und nie mehr Steuern bezahlen muss, wenn man nur richtig daran glaubt.
In diesen Tagen wird alles eingesetzt, was Beine hat und Stimmen bringen könnte: Berlusconi schlug Giulia Buongiorno, die ehemalige Verteidigerin von Giulio Andreotti, als Justizministerin vor und läßt den ehemaligen sizilianischen Regionalpräsidenten und wegen Unterstützung der Mafia erstinstanzlich zu fünf Jahren Haft verurteilten Totò Cuffaro für den Senat kandidieren.
Ein ganz besonderer Leckerbissen für den Wahlkampf sind natürlich Leute wie Beppe Grillo, Komiker und Führer der außerparlamentarischen Opposition (hierzu auch: Interview in der Frankfurter Rundschau): endlose Wahllisten schmückten sich mit seinem Namen („Forza Grillo“ – „No Euro – Grillos Liste“) – bis Grillo jetzt per Gerichtsbescheid verbieten ließ, seinen Namen zu Wahlkampfzwecken zu benutzen.
Das gleiche gilt für Roberto Saviano: Der junge Journalist und Autor von Gomorrah wurde so lange von allen Parteien belagert, bis er in einem offenen Brief schrieb, dass er nicht die Absicht habe, sich für eine Partei als Kandidat aufstellen zu lassen. In diesem Brief drückte er auch seine Verwunderung darüber aus, dass in den Wahlprogrammen das Thema Mafia keine Rolle spielte. Kurz darauf reiste Walter Veltroni durch Süditalien und verkündete, dass er von der Mafia keine Stimmen annehmen wolle.
Nun ist es so, dass ich persönlich in Italien keinen einzigen Politiker erlebt hätte, der in der Not nicht die Lippen gegen die Mafia geschürzt hätte. Der wegen Unterstützung der Mafia verurteilte Ex-Regionalpräsident Cuffaro hat sogar ein ganzes Buch dazu geschrieben, mit dem Titel: „Die Mafia ist ekelhaft“. Und deshalb fand ich es ehrenwert, dass Roberto Saviano nicht Veltronis Sirenengesängen erlag, sondern kühl entgegnete, Veltroni möge doch einfach Namen nennen – von Politikern, die er im Kampf gegen die Mafia einzusetzen gedenke.