Der Italiener und ich fuhren gerade im Auto durch das verregnete München, als die Meldung über den italienischen Weinskandal auf Bayern drei verkündet wurde. 70 Millionen Liter Wein, die nur zu einem Drittel aus Wein bestanden, der Rest war mit Schwefel- und Salzsäure versetzt. Il paese dei furbi, sagte der Italiener resigniert, das Land der Schlaumeier, und dann fing er an, sich in Rage zu reden, povera Italia, zischte er, armes Italien, und dass es in Italien einfach zu viele Italiener gäbe, und ich muss sagen: Er tat mir leid.
Ich hätte ihm gerne etwas Positives gesagt, aber mir fiel nur der Müll in Neapel ein und die dioxinverseuchte Mozzarella und die Altitalia, die eine Million Euro am Tag Verlust macht und deren Verkauf an Air France von neun verschiedenen Gewerkschaften verhindert wird, und Berlusconi, der sich anschickt, nicht nur die Wahlen zu gewinnen, sondern sich direttissima gleich auch noch in das Präsidentenamt wählen zu lassen, weshalb uns hier in Italien nicht fünf, sondern zwölf Jahre Berlusconi bevorstehen. Ich hätte dem Italiener gerne gesagt: Schau, immerhin gibt es Walter Veltroni, aber auch das wäre kein Trost gewesen, denn der Italiener hätte erwidert, dass Veltroni höchstens im Vergleich zu einem Parlamentsfossil wie Giulio Andreotti neu und unverbraucht wirke, Veltroni ist seit 1976 Politiker, also seit einer Zeit, als jene, für die er jetzt den Generationswechsel darstellen soll, noch nicht mal gezeugt waren. Und die zwölf Mafiabosse fielen mir auch noch ein, die, weil die Frist ihrer Untersuchungshaft abgelaufen ist, bevor der Prozess beginnen konnte, in diesen Tagen vom Berufungsgericht in Messina wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.
Doch das sagte ich nicht. Ich stellte die Sitzheizung an und sagte: Aber in Italien ist es viel wärmer als hier.