Jetzt, wo ich wieder auf dem Weg zurück nach Venedig bin (gleißende Sonne und ein Blick auf ein geradezu unglaubwürdig schönes Alpenpanorama, wie ein stundenlanger Bergfilm), ist meine Deutschlandreise schon wieder so weit weg. Deshalb, bevor hier alles wieder verdunstet, ein paar Notizen.
Los ging es im Ruhrgebiet (kurzer Halt beim WDR, für Mafia for beginners), dann Berlin
(dieser Fahnentick ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber gut), und von dort aus weiter nach Wiesbaden, Karlsruhe, Erfurt: Deutschland ist ja so was von exotisch.
In Berlin las ich im Kriminaltheater, zusammen mit zwei anderen Autoren des Berliner Krimimarathons: Oliver Bottini und der Österreicher Manfred Rebhandl – mit dem ich mich in die Achtzigerjahre zurückkatapultiert fühlte, was aber nicht an dem Herrn Rebhandl lag , sondern daran, dass wir den Abend in einer Berliner Zeitmaschine beendeten: Einer Bar, in der noch geraucht wurde.
Aus Recherchegründen habe ich auch das Berliner Spy-Museum besucht, wo ich nicht nur Handschuhpistolen und Abhörpfeifen
entdeckte, sondern auch die sehr inspirierende Abhörkatze.
Von Berlin aus ging es weiter nach Süden. Auf dem Weg lag Wolfsburg, wo an VW noch Reste von „Transparenz, Offenheit, Energie und Mut“ klebten:
In Wiesbaden fand meine Lesung im Literaturhaus in der wundervollen Villa Clementine statt (nahezu Venedig-Gefühl, wegen der Muranoglaslüster), der Abend sehr unterhaltsam moderiert von Alf Haubitz. Von Wiesbaden ging es weiter zur Karlsruher Bücherschau, eine Lesung, die am Ende fast an ein Treffen einer Encounter-Gruppe erinnerte: Am Ende erzählte jeder die Geschichte seiner persönlichen Verbindung nach Italien …
Und dann: Erfurt. On revient toujours à ses premiers amours.
Lesung in der grandiosen Buchhandlung Peterknecht:
Im Publikum saßen viele, die schon meine erste, abenteuerliche Lesung 2008 miterlebt hatten, so dass diese Lesung schon fast an ein Veteranentreffen („Ich war 2008 auch dabei“) gemahnte. Unvergesslich auch das schöne Bild, das ein Mann für die Tatsache fand, dass der MDR, mit der kleinen Verspätung von sieben Jahren, auch die ‘Ndrangheta in Erfurt entdeckt hat: „Am Ende konnte man den Elefanten, der unter dem Teppich lag, nicht länger ignorieren. Auch weil man immer über ihn gestolpert ist.“
Als ich am eisigen Morgen zum Bahnhof ging, fielen mir noch diese Lettern auf.
Und das hat mich wirklich berührt. Weil dieser kleine Satz so viel aussagt. Über eine Zeit, einen Mann und Deutschland.
Danke an alle Buchhändler, Literaturfestivalleiter und Hardcore-Fans, die für „Die Gesichter der Toten“ Wind und Wetter getrotzt haben! I love you all!