Letizias Appell

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Letizia Battaglia, die nicht nur eine weltberühmte Fotografin, sondern auch die Mutter meiner Freundin und Fotografin Shobha ist, hat einen Appell an den neuen italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella geschrieben – um zu erreichen, dass der von der Mafia zum Tode verurteilte Nino Di Matteo nach Rom an die Nationale Antimafia-Behörde versetzt wird.

„Lieber Präsident, Ihre Glückwünsche waren das kostbarste Geschenk, das ich zu meinem 80. Geburtstag erhalten habe, wofür ich Ihnen unendlich danken möchte. Heute aber schreibe ich Ihnen aus einem wichtigen Grund, der den Staatsanwalt Nino Di Matteo betrifft. Nächsten Mittwoch wird im Obersten Richterrat über die Ernennung drei weiterer Berater der Nationalen Antimafia-Behörde entschieden – nachdem Di Matteos Antrag vorerst abgelehnt worden ist. Ich wende mich an Sie, verehrter Präsident, weil Sie selbst Leid erlebt haben, nachdem Sie Ihren Bruder auf tragische Weise im Kugelhagel der Mafia verloren haben. Jener Moment in der Via della Libertà hat sich unauslöschlich in meine Erinnerung eingeprägt. Durch eine merkwürdige Fügung des Schicksals wurde ich zusammen mit meinem damaligen Lebensgefährtin zur Zeugin dieses Dramas. Ich wende mich an Sie als einen Menschen, der selbst unaussprechlichen Schmerz erlebt hat, ich appelliere ich an Sie, damit sich so ein Leid nicht wiederholt.

Als Präsident des Obersten Richterrats sind Sie mehr als berechtigt, die Entscheidungen über neue Ernennungen an der Nationalen Antimafia-Behörde zu überwachen. Ich appelliere an Sie persönlich, auf dass die Ablehnung der Kandidatur von Nino di Matteo revidiert werden möge. Es handelt sich dabei um ein starkes Zeichen des Staates, um das Leben dieses von Totò Riina zum Tode verurteilten Staatsanwalts zu retten. Wie Sie selbst besser als ich wissen, ist Sizilien ein Ort, der von Zeichen lebt – weshalb es um so wichtiger ist, Staatsanwalt Di Matteo nicht  zu isolieren. Ich bitte Sie, Herr Präsident, schenken Sie  Ihre Aufmerksamkeit diesem Appell, hinter dem sich die Ängste und Sorgen der anständigen Menschen dieses Landes verbergen. Eine Geste, ein Wort von Ihnen könnte den Lauf der Geschichte ändern. Ich habe zu viele Mordopfer, zu viele Blutbäder, zu viele Beerdigungen gesehen. Ich will nicht daran denken, dass in diesem Land das Gleiche wiederholen könnte, weil das bedeuten würde, dass wir verloren haben – und dass wir Komplizen gewesen sind. Ich will keine toten Helden mehr, ich will, dass Nino Di Matteo seine Arbeit lebend fortsetzen kann und er sehen kann, wie dieses gemarterte Land wieder geboren wird. Ich vertraue auf Sie, Herr Präsident, mit tiefem Respekt, und, wenn Sie mir erlauben, mit meiner ganzen Liebe für Ihr revolutionäres Handeln.

Letizia Battaglia.

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