Ich hoffe nur, dass ich in den deutschen Tageszeitungen morgen nichts über die angebliche Dramatik um die Vertrauensfrage im italienischen Parlament lesen muss. Die Szenen im Parlament, als B.sich angeblich „plötzlich“ besann, doch der Regierung Letta das Vertrauen auszusprechen – all das war ungefähr so peinlich, wie einem Ehepaar zuzuschauen, das dafür bekannt ist, in der Öffentlichkeit gelegentlich lautstark zu zanken, weil das offenbar die einzige Möglichkeit ist, beide sicher zum Orgasmus zu führen.
Die von nahezu allen Tageszeitungen berichtete „Spaltung“ von B.’s PdL hat nie existiert, keine Sekunde lang. Warum auch? Man muss kein Politikwissenschaftler sein, um zu kapieren, dass Politiker, die Schöpfungen von B. sind, ohne ihren Schöpfer nicht existieren können. Und das auch nie ernsthaft erwogen haben. Und B. hat keine Sekunde daran gedacht, sein Imperium aufs Spiel zu setzen. Ebensowenig hat die linksdemokratische PD beabsichtigt, sich den Ast abzusägen, auf dem sie seit zwanzig Jahren sitzt. Zwanzig Jahre lang hat es die PD nicht geschafft, nicht mal, als sie an der Macht war, ein Gesetz gegen den Interessenskonflikt, gegen B.’s Medienmonopol, für ein neues Wahlrecht (und ich könnte jetzt noch bis morgen früh weitere verpasste Gelegenheiten aufführen) durchzusetzen – die PD hat nie ernsthaft den Versuch gemacht, auch nur eine winzigste Anstrengung gegen den bösen, bösen B. zu unternehmen, mit dem man sich das Futter teilt. Und warum sollte man das ausgerechnet jetzt ändern, wo zu allem Übel auch noch eine neue politische Kraft am Horizont aufgetaucht ist, die man nach Kräften daran hindern muss, das seit zwanzig Jahren währende Idyll kaputt zu machen?
Eines war von vornherein klar: Die Mafia hat wieder mal gewonnen. (Was eigentlich gar nicht mehr erwähnenswert ist).
Der einzige Lichtblick an diesem Vormittag war die Rede von Paola Taverna, Senatorin der 5Sterne-Bewegung, die mit dem schönen Satz „Ihr seid ein Nichts!“ endete.