Nach dem Ausfall der venezianischen Stadträtin für Tourismus und Kultur sind in Venedig einige peinlich berührt. Leider nicht die richtigen.
Venedig sollte vor der Stadträtin und die Stadträtin vor sich selbst geschützt werden, meinen viele. In einem weiteren Post auf Facebook versuchte sie ihren Ausfall damit zu rechtfertigen, dass sie jahrelang die „jüdische Gemeinschaft“ frequentiert habe – was ein so ungeheuerlicher Vorwurf ist, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, was die Dame das nächste Mal zu ihrer Verteidigung hervorbringen könnte. Vielleicht: „Ich hatte den Aussetzer, weil ich gestern Wagner* gehört habe“? Oder: “ Ich bin durchgedreht, weil mir eine deutsche Touristin auf den Fuß getreten ist“? Oder: „Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, weil gestern auf Canale 5 eine Wiederholung von Derrick lief“? Oder: „In meinem Salatdressing war süßer, bayerischer Senf, da habe ich mich vergessen“? Wir wissen es nicht.
Das deutsche Studienzentrum in Venedig stellte in seiner Pressemitteilung fest, dass die Worte, welche die Stadträtin Vettese an die Deutschen richtete, das Studienzentrum nicht gleichgültig gelassen haben. Eine Institution wie das deutsche Studienzentrum, das Forscher, Wissenschaftler, Künstler und, nicht zu vergessen, Stipendiaten für monatelange Aufenthalte in Venedig beherbergt, könne nicht anders als peinlich berührt sein. Man nehme damit zwar keine offizielle Stellung zu dem Vorfall ein – denke jedoch, dass eine Klärung seitens besagter Stadträtin wünschenswert sei.
*Bei Woody Allen hieß es übrigens: »Immer wenn ich Wagner höre, spüre ich den inneren Drang, in Polen einmarschieren zu müssen.«
2 Kommentare