Wenn der Papst Polka tanzt.

Leute, Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was hier los ist. Hier tanzt der Papst Polka. Zwanzig Jahre lang hat die (sich als links bezeichnende) PD alles dafür getan, die Mumie B. am Leben zu erhalten, man hat sie jeden Morgen neu geschminkt, ab und zu wurde wieder etwas Wachs aufgetragen, man achtete darauf, sie kühl und trocken aufzubewahren und keinen Temperaturschwankungen auszusetzen. Dann passierte das Malheur mit der Putzfrau, die, was keiner wusste, eine Grillo-Aktivistin war, und die kurz davor war, die Mumie zu entsorgen, als endlich die Wächter von der PD in den Saal stürzten, die Alarmglocken schrillten, der Glassturz, unter dem sich B. befand, zersplitterte. Alle schrien herum, bis glücklicherweise wieder Ruhe einkehrte, weil die Mumie B. wieder unter Glas lag, schön beleuchtet und gut belüftet. Weil es so, wie es in den letzten zwanzig Jahren war, auch weitergehen soll, nach Wunsch von B., seiner Partei PDL und der PD (ohne L).

Heute wird hier der italienische Präsident gewählt. Er wird sieben Jahre lang an der Macht sein – und damit mindestens zwei Legislaturperioden lang die italienische Politik bestimmen. Denn der Präsident hat hier ziemlich viel Macht – darunter auch das Recht, abgesegnete Gesetze wieder an die Absender (Parlament und Senat) zurückzuschicken – was der „weise, alte Mann auf dem Quirinalshügel“ (ja, ja die SZ) zur großen Freude der Mumie B. nie tat.

Gestern haben die Parteien ihre Kandidaten benannt. Kandidat der 5Sterne-Bewegung ist der Jurist Stefano Rodotà, hochgeschätzt von allen Italienern – außer von der Mumie B. Rodotà gehört zu den Gründungsvätern der Linksdemokraten, man hätte also annehmen können, dass die PD in die Hände klatscht, vor Freude. Was passierte? Die PD benannte Franco Marini, einen ehemaligen Christdemokraten zu ihrem Präsidentschaftskandidaten, der schon mit der politischen Kaste verwachsen war, als viele Italiener noch gar nicht auf der Welt waren. Als er Gewerkschafter war, liebten ihn vor allem die Unternehmer. Es war die Mumie B., die vor Freude in ihre wächsernen Hände klatschte, denn Marini war B.’s Kandidat.

Seitdem herrscht in der PD eine Stimmung wie nach einer pychodramatischen Sitzung. Viele stürzten sich aus dem Fenster, andere weinten und die völlig hoffnungslosen Fälle schrien immer wieder: Aber Ihr habt uns doch gesagt, dass wir jetzt endlich die Mumie B. loswerden! Und ein paar ganz Wahnsinnige fingen erleichtert an zu singen, weil es jetzt für sie nicht mehr so anstrengend sein würde, so zu tun, als hätten sie etwas gegen die Mumie B., sie stimmten erleichtert für Marini.

Die andere Hälfte der Präsidentschaftskandidatenwähler der PD verweigerte die Zustimmung für Marini – darunter Matteo Renzi, der immer wieder aufmuckende Bürgermeister von Florenz und  Vendola (Bündnispartner der PD), die beide erklärten, für Rodotà zu stimmen. Facebook explodierte. Dann kamen Männer in weißen Anzügen.

 

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