Wie ich einmal versuchte, Italienerin zu werden

Vor einigen Jahren kam ich auf die Idee, Italienerin zu werden. Also besser gesagt: Halbitalienerin. Weil ich meine deutsche Staatsangehörigkeit ja behalten will. Ich dachte, dass mir, als eine mit einem italienischen Staatsbürger verheiratete EU-Bürgerin, die italienische Staatsangehörigkeit praktisch, nein, nicht nachgeworfen, aber mehr oder weniger automatisch zugeteilt würde. Okay, es würde wieder darum gehen, ein paar Dokumente vorzulegen, klar. Aber wer wie ich es geschafft hat, die bürokratischen Hürden für unsere Eheschließung in Form von amtlich übersetzten und beurkundeten Ehefähigkeitszeugnissen, Geburtsurkunden, Aufenthaltsbescheinigungen der Meldebehörde und eines mit Ärmelschonern bewaffneten Beamten des Münchener Kreisverwaltungsreferats zu überwinden, neigt zu einer gewissen Selbstüberschätzung.

Bei dem Staatsangehörigkeitsding geht (oder besser ging?) es mir darum, in Italien wählen zu können. Und das nicht nur bei den Bürgermeisterwahlen, sondern auch bei den Parlamentswahlen. Wobei allein schon die Teilnahme an den Bürgermeisterwahlen einen Riesenaufwand an Bürokratie darstellt, weil EU-Bürger hier keineswegs automatisch eine Wahlbenachrichtigung bekommen, sondern sich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Wahlregister eintragen lassen müssen. (By the way: Hatte ich schon erwähnt, dass Bürgermeister Brugnaro angekündigt hat, auch bei den nächsten Bürgermeisterwahlen, also zum dritten Mal in Folge zu kandidieren? Dazu müsste ein Gesetz geändert werden. Der Verband der italienischen Gemeinden hat sich dazu bereits zustimmend geäußert. In diesem Fall bliebe uns Brugnaro bis 2030 erhalten – für Venedig verheerender als die Pestwellen von 1630 und 1631, die napoleonische Eroberung und die österreichische Besatzung zusammen.)

Ehrlich gesagt, hatte ich den Wunsch, in Italien zu wählen, vor 2013 niemals verspürt, weil das italienische Parlament bis dahin im Wesentlichen von Archaeopteryxen bestimmt wurde: Etwa von dem mit 94 Jahren verstorbenen Senator auf Lebenszeit Giulio Andreotti (wegen Unterstützung der Mafia verurteilt, an 33 Regierungen beteiligt, sieben Mal davon als Ministerpräsident), dem 96jährigen Senator und ehemaligen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano (gehört dem italienischen Parlament seit 1953 an und hat mir wegen seiner Verwicklungen in die Verhandlungen zwischen dem italienischen Staat und der Mafia Inspiration für meinen Roman „Palermo Connection“ geliefert) oder vom heute 85jährigen Silvio Berlusconi (seit 1994 im Parlament, wegen Steuerhinterziehung vorbestraft und durch 40 Ad-personam-Gesetze, Verjährungsfristen und Amnestien vor Verurteilungen wegen Mafia-Verflechtungen, Richterbestechungen, Bilanzfälschungen, Offshore-Gesellschaften und Geheimlogen bewahrt. Gegenwärtig laufen gegen ihn Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Mittäterschaft an den Attentaten auf Falcone und Borsellino, zugleich hofft er, nächster Staatspräsident zu werden.)

Im Jahr 2013 kandidierten die Fünfsterne zum ersten Mal bei den Wahlen, was ungefähr so revolutionär war wie der Einzug der Grünen in Turnschuhen in das deutsche Parlament. Bis dahin waren Wahlen in Italien so spannend wie in der DDR zu Honeckers Zeiten: Berlusconi gewann. Und falls er ausnahmsweise mal nicht gewann, kaufte er sich ein paar Abgeordnete, um die Regierung kurz danach zu Fall zu bringen.

Was mich hoffen ließ: Der Antrag auf italienische Staatsbürgerschaft sollte online ablaufen, genauer gesagt: „telematisch übermittelt“. Wie praktisch! dachte ich, wie modern! (Okay, die Seite des italienischen Innenministeriums war nicht wirklich intuitiv, man braucht nicht nur eine Brille, sondern auch eine gewisse Vertrautheit mit Behördensprache) Umberto Eco hat in „Wie man einen verlorenen Führerschein ersetzt“ sehr schön beschrieben, dass man in den Mäandern des italienischen Behördenapparats keinen verlorenen Führerschein ohne das „Eingreifen einer höher gestellten Persönlichkeit“ erreichen kann und ich, die sich gelegentlich mit italienischen Postbeamten gezankt hat, wusste zu schätzen, dass mir die Suche nach einer „höher gestellten Persönlichkeit“ dank der Online-Registrierung erspart würde.

Zuversichtlich machte ich mich an das Unternehmen „italienische Staatsbürgerschaft“, auch wenn mich der Ausdruck „telematische Übermittlung“ etwas beunruhigte, weil er mich an den Magier Catweazle erinnerte, der sich vor modernen Dingen wie Telefonhörern fürchtete, die er „Zauberknochen“ nannte.

Ich besorgte Kopien von Personalausweis, einen Auszug aus der Strafregisterbescheinigung, eine Kopie der Geburtsurkunde, eine von der Eheschließungsurkunde, das Ganze von einem amtlichen Übersetzer übersetzt und beglaubigt. (Natürlich musste alles neu übersetzt und beglaubigt werden, nicht etwa, dass ich die für unsere Hochzeit bereits übersetzten und beglaubigten Urkunden hätte verwenden können. So weit kommt’s noch). Ich zahlte 250 Euro auf das Postkonto des Innenministeriums ein, erhielt ein Zertifikat vom Zahlungseingang – und hörte ich nichts mehr.

Inzwischen waren die Fünfsterne ins italienische Parlament eingezogen und hatten wunderbare Reden gehalten, endlich waren längst überfällige Dinge ausgesprochen worden: „Der heutige Tag markiert das unbarmherzige Ende einer italienischen Geschichte, die von politischem Versagen, moralischer, ethischer und ziviler Barbarei und einer äußerst schwerwiegenden kriminellen Vergangenheit geprägt ist. Es sind Geschichten, die miteinander verwoben sind, die ein erschöpftes Land schädigen und die auf eine bestimmte Person mit einem bestimmten Vor- und Nachnamen zurückführen: Silvio Berlusconi. (…) Wir haben in der Vergangenheit bereits an seine lange und schillernde Karriere erinnert: ein menschlicher und politischer Weg, der mit Kontakten und Beziehungen gespickt ist, die nie wirklich geklärt wurden und zu denen Geheimgesellschaften, P2, Korruption in Gerichtsakten, einfache Korruption, Betrug, Meineid, illegale Finanzierung, falsche Buchführung, Steuerbetrug, Bestechung von Senatoren, Anstiftung zur Prostitution, Ausbeutung der Prostitution und Kinderprostitution gehören. Kurz gesagt, er ist ein Gewohnheitsverbrecher, ein Rückfalltäter und ein Krimineller, sogar ein organisierter Krimineller, wenn man sich seine Komplizen ansieht. Er ist der Schöpfer, Organisator und Endnutzer der von ihm begangenen Verbrechen.“
Das hatte Paola Taverna, Senatorin der Fünfsterne in ihrer grandiosen Rede gesagt, nachdem der Immunitätsausschuss des italienischen Senats 2013 dafür gestimmt hatte, den früheren Ministerpräsidenten Berlusconi wegen seiner Vorstrafen aus dem Senat auszuschließen. Und hey, wer würde nach so eine Rede nicht für sie stimmen! Die Geschichte schreitet voran!, sagte ich mir, und als sich die Wahlen von 2018 ankündigten, erinnerte ich mich daran, dass mein Antrag auf die italienische Staatsbürgerschaft bereits seit zwei Jahren in den Algorithmen des italienischen Innenministeriums ruhte. Ich gab meine Daten ein und erfuhr, dass mein „Vorgang“ nicht existiere.

Nachdem ich mit einem „Help-Desk“ (Italiener sprechen selten gut Englisch, lieben aber englische Ausdrücke) aneinandergeraten war, und die Wahlen anstanden, tat ich das, was alle Italiener (die es sich leisten können!) in einer solchen Situation tun: Ich wendete mich an eine Rechtsanwältin – die mich darüber aufklärte, dass mein Vorgang zwar nicht mehr existiere, sie aber hoffnungsvoll sei, dass wir das Ganze bald über die Bühne bringen würden. Erneut luden wir Dokumente hoch, ich besorgte erneut mit Apostillen versehene Urkunden, weil die eingereichten nun bereits zu alt waren – und war hoffnungsfroh, seitdem die Anwältin, la dottoressa – wir reden uns gegenseitig stets mit unseren akademischen Titeln an, buongiorno dottoressa – meinen Vorgang eigenhändig auch in der venezianischen Präfektur hinterlegt hat: Telematische Übermittlung schön und gut, aber es geht doch nichts über ordentlich abgeheftete und gestempelte Dokumente.

Bei den Wahlen 2018 konnte ich natürlich noch nicht meine Stimme abgeben, aber die Fünfsterne zogen auch ohne sie als stärkste Fraktion in das italienische Parlament ein. Allerdings bekam meine Begeisterung für die Fünfsterne da schon einen gewissen Knacks, nicht nur wegen der Koalition mit der Lega, sondern weil ich sah, wie sie ihren Wählern viele Wahlversprechen schuldig blieben, vor allem, was den Umweltschutz und Großprojekte betraf. Und so wie meine Begeisterung abkühlte, wich auch mein Engagement für die italienische Staatsbürgerschaft einem gewissen Fatalismus: Entweder es klappt, oder es klappt nicht.

2019 hatte ich jedoch einen Rückfall, weil im November 2019 das Referendum über Venedigs Autonomie anstand, an dem wir EU-Bürger in Venedig nicht teilnehmen durften, obwohl es sich ja eigentlich um eine kommunale Angelegenheit handelte, ich drängte la dottoressa, etwas zu unternehmen, zumal sie mir als Ehefrau eines italienischen Staatsbürgers eine bevorzugte, ja schnellere Abwicklung meines Vorgangs in Aussicht gestellt hatte, weil nicht das Innenministerium, sondern die venezianische Präfektur über meinen Antrag auf die italienische Staatsbürgerschaft entscheiden würde. Aber niente. Immerhin ging das Autonomie-Referendum auch ohne meine Stimme siegreich aus, wurde aber kurz danach von der Region Veneto für ungültig erklärt.

2020 war ein weiteres Jahr ins Land gegangen, ohne dass sich etwas bewegt hatte. Der Virus hatte inzwischen auch das italienische Innenministerium befallen, weshalb die Wartezeit für die italienische Staatsbürgerschaft jetzt nicht mehr, wie mir la dottoressa mitteilte, zwei, sondern vier Jahre betrage.

Gottchen, ja, auf zwei, drei oder vier Jahre kommt es jetzt auch nicht mehr an, sagte ich mir. Die Fünfsterne hatten sich inzwischen immerhin von der schauerlichen Lega getrennt, regierten nun mit der demokratischen Partei und Ministerpräsident Conte hatte Salvini in einer tollen Rede wie einen Schuljungen gemaßregelt: „Lieber Herr Innenminister, lieber Matteo, mit dem Auslösen dieser Regierungskrise hast du eine große Verantwortung vor dem Land übernommen. Du hast es angekündigt, indem du die volle Regierungsgewalt über das Land gefordert hast, und ich habe sogar kürzlich gehört, wie du auf der Straße zur Unterstützung aufgerufen hast: Dein Selbstverständnis beunruhigt mich, wenn ich das sagen darf“. Aber zunehmend irritierte mich, wie Fünfsterne-Abgeordnete, die ich noch als bärtige Aktivisten auf irgendwelchen Kundgebungen kennengelernt hatte, immer öfter mit dem Sektglas in der Hand in römischen Salons auftauchten.

Hoffnung flackerte jedoch auf, als la dottoressa mir schrieb: „Die Präfektur hat jedoch immer noch nicht den Informationsbericht über die Telematikkontrollen von der Questura erhalten. Sobald der Informationsbericht versandt wurde, wird die Bitte um eine Anhörung an die Ihrem Wohnort nächstgelegene Polizeistation oder Carabinieri weitergeleitet und Sie werden von der Polizei kontaktiert, die Sie anrufen oder direkt zu Ihnen nach Hause kommen kann, um Sie zu einer Anhörung einzuladen. Bitte besuchen Sie dennoch regelmäßig Ihr Online-Portal.“

Genau das versuchte ich, „Vorgang nicht vorhanden“, wurde mir auf telematische Weise mitgeteilt. Auch la dottoressa war ratlos: „Ich habe heute Morgen mit dem Staatsbürgerschaftsamt der Präfektur gesprochen. Sie bestätigten erneut, dass die Akte das normale Verfahren durchläuft und Sie auf Ihre Anfragen hin Informationen von den zuständigen Stellen erhalten. Sie bezeichneten Ihren Vorgang jedoch als ein „aktuelles“ Dossier mit einer Frist bis zum Jahr 2022 und können nicht garantieren, dass es vorzeitig abgeschlossen wird. Vielleicht wird das telematische System des Ministeriums im nächsten Jahr verbessert, um die Konsultation zu erleichtern. In jedem Fall sollten Sie das Portal ständig auf neue Informationen hin überprüfen.“

Danach habe ich die Angelegenheit verdrängt. Zumal die Fünfsterne sich jetzt in einer Regierung mit all den Archäopteryxen und sonstigen Übeltätern befinden, die sie immer kritisiert haben, nicht nur mit Silvio Berlusconi, sondern auch mit der Lega, mit Matteo Renzi, der die Regierung Conte zu Fall gebracht hat, mit Forza-Italia-Ministern wie Brunetta, dessen Ehefrau über einen Fake-Twitteraccount Politiker diffamierte oder Mariastella Gelmini, die mit ihrer Reform italienische Schulen und Universitäten kaputtgespart hat, weshalb halb Italien gegen sie auf die Straße gegangen ist. Folgerichtig wird die Regierung Draghi vom Staatspräsidenten als „die der Besten“ bezeichnet. Die Fünfsterne rechtfertigten ihre Teilnahme damit, dass sie die Regierung „von innen“ kontrollieren wollten, weil die plötzliche Einigkeit „für das Wohl Italiens“ vor allem aus den rund 191 Milliarden Euro des Wiederaufbaufonds der EU resultiert. Allerdings ist die „Kontrolle von innen“ bislang so ausgegangen, dass nahezu alle von den Fünfsternen beschlossenen Gesetze und Reformen wieder rückgängig gemacht wurden und ihre Justizreform durch eine weitere Justizreform ersetzt wurde, die so schamlos ist, dass sie sich selbst Berlusconi niemals getraut hätte. Folglich war die Wahlbeteiligung bei den letzten Kommunalwahlen in Italien so niedrig wie nie, besonders die potentiellen Wähler der Fünfsterne zu Hause blieben.

Ich hätte meinen Antrag auf die Staatsbürgerschaft fast vergessen, wenn mich la dottoressa vor einigen Wochen nicht daran erinnert hätte, dass ich es versäumt hatte, mir eine digitale Identität einzurichten, kurz genannt: SPID, und es ohne SPID unmöglich sei, meinen Antrag auf die italienische Staatsbürgerschaft weiter voranzutreiben, weil ich eine Nummer für meinen Vorgang eingeben müsse: „Ich freue mich auf Ihre freundliche Bestätigung, dass Sie dieses Schreiben gelesen haben.“

Es hat keine drei Tage gedauert, dann hatte ich den SPID (ein Akronym, das nicht zufällig so klingt, wie Italiener das Wort Speed aussprechen würden). Und ich hatte dabei nur einmal ganz kurz mit einem Postbeamten (SPID-Zertifikate werden von der Post oder von Banken ausgestellt) gezankt. Der Venezianer an meiner Seite war voller Bewunderung. Für sein SPID hat sich ein ganzes Büro eingesetzt, und das brauchte eine Woche.
Derart gerüstet, versuchte ich mich in meinen Account im Innenministerium einzuloggen. Und ich schaffte es tatsächlich, der QR-Code der SPID-App der italienischen Post wurde anstandslos akzeptiert. Jetzt würde es für mich und meine italienische Staatsangehörigkeit keine Hindernisse mehr geben. Ich sah mich schon bei der Vereidigung in der Präfektur.

Ich versuchte, die fehlende Nummer für meinen Vorgang einzugeben. „“Achtung, es gibt keinen Vorgang, der den eingegebenen Parametern entspricht“, wurde mir mitgeteilt, telematisch. Wie konnte das sein, verdammt? Verzweifelte, ja wütende Telefonate mit la dottoressa, die mir sagte, dass mein Vorgang nicht abhanden gekommen sein könne, weil er ja in der venezianischen Präfektur liege, weshalb sie mir riet, mich an das Help-Desk zu wenden. Das allerdings nur bis 18 Uhr arbeitet. Auch komisch, dachte ich. Oder sollte hinter dem Help-Desk tatsächlich eine Person in Fleisch und Blut sitzen, die um 18 Uhr den Schalter schließt, wie die venezianische Post?

Es dauerte keine zwei Tage, da hatte ich eine Antwort vom Help-Desk, warum mein Vorgang abhanden und gleichzeitig da ist: „Sehr geehrter Benutzer, in unseren Systemen lautet Ihr Nachname ohne Bindestrich, während er in Ihren Dokumenten mit Bindestrich lautet. Um Ihre persönlichen Daten abzugleichen, müssen Sie der zuständigen Präfektur die beigefügte, ordnungsgemäß ausgefüllte und unterzeichnete Selbstauskunft zusenden.“

Mein Antrag auf die italienische Staatsangehörigkeit wäre also fast gescheitert, weil ein BINDESTRICH gestrichen wurde. Man fasst es nicht.

Aus romantischen Gründen trage ich seit meiner Eheschließung einen Doppelnamen mit Bindestrich. Und obwohl dieser Bindestrich in meinem italienischen Personalausweis ordnungsgemäß eingetragen ist, hat ihn das Innenministerium gestrichen. Einfach so. Ich schätze, dass das Computersystem der italienischen Behörden aus dem Jahr 1938 stammt, als die ersten elektronischen Rechner zur Berechnung von Flugbahnen erfunden wurden, und da waren Bindestrichnamen und romantische Gründe noch nicht vorgesehen.

„Man fasst es nicht“, sage ich dem Venezianer, „Ich existiere im italienischen Innenministerium nicht, weil ich einen Bindestrich im Namen führe.“ Er fand das völlig einleuchtend. „Ja klar, in Italien gibt es keine Doppelnamen mit Bindestrich“. Das hat mich am meisten schockiert: Dass er diesen ganzen Irrsinn für normal hält.

„Aber vielleicht gibt es auch noch eine Welt außerhalb von Italien, in der dieser Bindestrich normal ist“, sagte ich, schließlich hatte ich von einem Schicksalsgenossen gelesen, einem in Frankreich lebenden Italiener, dem seiner Tochter der italienische Pass mit Bindestrich im Doppelnamen verweigert wurde. Dieser hatte nicht kapituliert, sondern am Verwaltungsgericht geklagt. Und gewonnen. Die Rechtskosten allerdings musste er übernehmen, weil die aufgeworfene Rechtsfrage als „eigentümlich“ eingestuft und eine Entschädigung für die Prozesskosten daher verweigert wurde.

„Wir haben resigiert. Diese Resignation ist das Schlimmste, was uns Italienern passieren konnte, sagt der Venezianer.

Ob ich bei den nächsten Wahlen die Fünfsterne wähle, weiß ich noch nicht. Ich weiß aber auch nicht, wen ich stattdessen wählen könnte. Falls ich jemals die Staatsbürgerschaft bekäme.