Reingefallen

Venezianisches Fischerboot vor schwimmendem Plattenbau
Schon wieder ist Märchenstunde angesagt: Nein, die Regierung hat kein Einfahrverbot für die Lagune beschlossen, die Kreuzfahrtschiffe sollen jetzt über den Kanal für Erdöltanker einfahren, das ist lediglich eine kleine kosmetische Veränderung, die an der Zerstörung der Lagune NICHTS ändert.
 
Warum macht sich keiner die Mühe, das Gesetzesdekret mal durchzulesen? Es geht lediglich darum, nicht mehr am Markusplatz vorbeifahren zu dürfen. Damit will die italienische Regierung das Gesicht vor der #Unesco wahren, die damit drohte,  Venedig auf die Negativ-Liste für gefährdetes Welterbe zu setzen.
 
Wenn die Kreuzfahrtschiffe jetzt über den Kanal für die Erdöltanker einfahren, ändert das nichts: Jede Durchfahrt eines Tankers oder eines Kreuzfahrtschiffs sorgt für einen kleinen Tsunami in der Lagune, weshalb der Kanal für die Erdöltanker seit den 1960er Jahren als Killer der Lagune gilt. Hört endlich mit dieser blöden Märchenstunde auf und versucht mal zu recherchieren, verdammt.
 
Aber das Beste an dem Schwachsinns-Dekret der italienischen Regierung ist, dass die Kreuzfahrtmultis für die nun entgangene Passage am Markusplatz vorbei nun entschädigt werden sollen, vom ital. Staat (=alle Italiener).
 
Ist ungefähr so, als müsste ein Auftrags-Killer von seinen Opfern dafür entschädigt werden, dass er seinen Auftragsmord an ihnen nicht ausführen kann.
 
P.S. Mich wundert wirklich, dass sämtliche, sich als seriös betrachtende Medien diese krasse Fake-News übernehmen. Als Quelle wird „dpa/afp“ angegeben; deren Meldungen werden ungeprüft übernommen und so die Öffentlichkeit in die Irre geführt. Aufgabe eines ernsthaften Journalismus wäre es, den Wortlaut der Gesetze und Dekrete nachzulesen, vor Ort nachzufragen und nicht einfach die „Interpretation“ Dritter abzuschreiben.