„Wir schließen die städtischen Museen Venedigs, weil keine Touristen da sind“, so lautet das lapidare Urteil unseres Mini-Trumps, der sich aus der Höhe seiner Erfahrung als Zeitarbeitunternehmer zum Kulturstadtrat und Vizepräsidenten der Stadtmuseumsstiftung ernannt hat. Und der im Gegensatz zu seinem amerikanischen Vorbild leider nicht abgewählt, sondern für eine zweite Amtszeit bestätigt wurde. Haben Sie einen der vermeintlichen venezianischen Intellektuellen protestieren hören? Aufschreien gegen die Ignoranz, die der Mann an den Tag legt, der uns regiert? Etwa der bärtige Philosoph (und Ex-Bürgermeister), der in jeder Talkshow von morgens bis abends schreit?
Falls Sie also die Absicht hatten, vielleicht im Februar oder März nach Venedig zu fahren: Die elf städtischen Museen sind geschlossen, also Palazzo Ducale, Museo Correr, das Haus von Goldoni, Ca‘ Rezzonico, Ca‘ Pesaro, Palazzo Fortuny, die Museen für Klöppelspitze, Muranoglas und Naturgeschichte, der Uhrenturm. Alle bis April geschlossen.
Tatsächlich ist der ausgebliebene Protest gegen die Schließung der städtischen Museen in Venedig bis April nur konsequent in einer Stadt wie Venedig, die von Subjekten und Interessen geleitet wird, die sich überall befinden, auf dem Festland, in den Vorständen multinationaler Unternehmen (Airbnb, Kreuzfahrtgesellschaften, Hotelketten) und in den Portfolios von Immobilienspekulanten. Aber ganz sicher nicht in Venedig.
Die Museen werden nicht nur für die Öffentlichkeit geschlossen (und mit „Öffentlichkeit“ sind ausschließlich Touristen gemeint – nicht die Bewohner Venedigs oder gar des Veneto, die vielleicht gerne die Gelegenheit genutzt hätten, mit ihren Familien die städtischen Museen zu besuchen – ohne wie gewohnt Schlange zu stehen, um vielleicht die Stadt zu verstehen, in und von der sie leben), sondern auch für die Beschäftigten der Museen. Für sie bedeutet diese Schließung Kurzarbeit, weil mit der Schließung auch die Arbeit in den Museen blockiert wird, es gibt keine Konservierung, Archivierung, Programmierung, Planung, nichts.
Bürgermeister Brugnaro schließt die städtischen Museen auf Kosten der italienischen Steuerzahler: Trotz der sieben Millionen Euro, die die Stiftung der städtischen Museen vom italienischen Staat erhalten hat, werden die Mitarbeiter in Kurzarbeit versetzt und damit vom INPS, der staatlichen Sozialversicherungsanstalt, also von allen Italienern, bezahlt.
Warum sollen wir städtische Museen eröffnen, wenn wir damit kein Geld verdienen? hat sich dieser Mini-Trump gefragt , der uns regiert (zusammen mit all den anderen Schlauköpfen, die ihm wie Schafe folgen). Wie die Art Tribune berichtet, hat die Stadt Venedig sechs Millionen Euro für die Finanzierung des Casinos investiert und nur sechshunderttausend (600 000) Euro in ihre Museen, für Restaurierungen und andere Arbeiten. Was 54 5454 Euro pro Museum bedeutet.
Da stellt sich die Frage: Warum diese Halbherzigkeit, warum dieser Mangel an Schwung? Warum Venedig nicht ganz schließen? Welchen Sinn hat es, Vaporetti, Frachtkähne usw. zu unterhalten, nur für diese Handvoll Venezianer, diese Störenfriede, die sich geweigert haben, für das Unternehmergenie eines Brugnaro zu stimmen?
Lasst uns endlich Fakten schaffen! Lasst uns die Brücke zum Festland schließen, genauer: Lasst sie uns endlich in die Luft jagen! Damit der G20-Gipfel im Juli nicht in Venedig, sondern auf dem Festland in Mestre im San Giuliano Park gefeiert werden kann. Und statt die 1600 Jahre des Bestehens von Venedig zu feiern, wäre es Zeit, endlich an die edlen Ursprünge von Mestre, Favaro, Chirignago-Zelarino und vor allem von Mogliano Veneto zu erinnern.
Nachtrag vom 7. Februar 2021: Weil nicht nur die wenigen verbliebenen Venezianer, sondern auch die internationale Presse, Gewerkschafter und namhafte Kunsthistoriker gegen die absurde Entscheidung des venezianischen Bürgermeisters protestierten, knickte der Bürgermeister – etwas – ein und „erlaubte“, den Dogenpalast und das städtische Museum Correr zumindest für die Karnevalstage vom 11. bis zum 16. Februar zu öffnen. Danach schließen sie wieder bis zum 1. April.