Italien leicht gemacht. Von Renzusconi und anderen Merkwürdigkeiten

Italien

Liebe Leser, anlässlich der italienischen Wahlen wurde ich freundlicherweise von Tilo Jung und Stefan Schulz für ihr Aufwachen Podcast interviewt. Ab Minute 0:28’15 erzähle ich etwas über Italien. Es geht um die Grillini, um Renzi, Berlusconi, die Verfassungsreform, um Copy+Paste- in der deutschen Berichterstattung und vieles mehr mehr.

Italienische Wahlen

Im Wahlkampf war das Wort Renzusconi ein Schlagwort für die in Italien die stets verleugnete, de facto aber stabile große Koalition zwischen Rechts und Links. Erfunden wurde das Wort, so weit ich weiß, von Journalisten der Tageszeitung Fatto Quotidiano. Einer von ihnen, Andrea Scanzi, hat der Wahlverwandtschaft zwischen Berlusconi und Renzi sogar ein Buch gewidmet.

 Zum Nachlesen meinem Blog:

etwas über die Renzimanie deutscher Medien, über die Hintergründe der gescheiterten Verfassungsreform über die ich auch für ZEITonline geschrieben habe und glücklicherweise gab es selbst in der deutschen Presse zwei kluge Beiträge, die ich verlinkt habe. Umtrieben hat mich auch der Populismusvorwurf (aargh!) und der Geifer, der den Medien aus dem Mund läuft, wenn es um die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi geht.

Über die Fünfsterne habe ich so oft geschrieben, dass ich nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll – oder doch: Vielleicht mit dem Artikel in der ZEIT („Heiliger Beppe„), den ich über Grillo und das erste nationale Treffen der „Meet-Ups“ in Turin im Dezember 2005 geschrieben habe, aus heutiger Sicht praktisch schon historisch. Und hier noch ein Beitrag aus dem Jahr 2013, in dem ich beschreibe, wie ich kurz nach den Wahlen ein Interview mit Grillo geführt habe und danach alle hier durchdrehten. Ansonsten reicht es, in meinem Blog nach „Grillo“ zu suchen.

Über die einseitige deutsche Berichterstattung habe ich oft geschrieben, und anderem hier oder hier. Die Süddeutsche tut sich dabei besonders hervor, egal, wer über Italien schreibt, es läuft stets nach dem Muster ab: Gute, gute PD, böse, böse Grillini. Die Gemeinplätze, die in Deutschland über Italien kursieren habe ich hier beschrieben: „Italien gegen den Strich“.

In Italien  ist jetzt schon der Moment für die Wendehälse angebrochen. Menschen outen sich massenhaft als grillini. Besonders diejenigen, von denen man es nicht erwartet hätte: Fiat-Chef Marchionne oder der Repubblica-Herausgeber Eugenio Scalfaro, der, falls er zwischen Luigi Di Maio und B. wählen müsste, sich vor kurzem noch zu Berlusconi bekannte. Und den Chefredakteuren von Stampa, Repubblica und Corriere staubt es aus dem Hals, weil sie so viel Kreide gefressen haben. Deshalb bin ich gespannt, wie lange es dauert, auch in Deutschland eine 180-Grad-Wendung vollzogen wird.

In diesem Sinne viel Spaß!