Hinter amerikanischen Büschen

Jetzt, wo auf allen Kanälen wie verrückt herumgetrumpt wird und Strickanleitungen für #Pussyhats die Runde machen, fiel mir wieder der Roman meiner geschätzten Kollegin Zora del Buono ein, der den wunderbaren Titel „Hinter Büschen an eine Hauswand gelehnt“ trägt (hier eine lesenswerte Kritik, und hier weitere Kritiken auf Perlentaucher). Es ist die Geschichte einer fatal attraction zwischen einem jungen amerikanischen Studenten und einer doppelt so alten deutschen Dozentin inmitten der watteweichen Welt einer amerikanischen Universität.

Über allem wabert der Konformismus umgedrehter Baseballmützen und die permanente Angst der Dozenten vor Schadensersatzklagen – weil sie eine zu schlechte Note zugemutet, beim antiharassment-Test versagt, einen Studenten im Auto mitgenommen oder religiöse Gefühle missachtet haben könnten: „Die Religiösen waren nicht bedrohlich, nur lästig. Kränkungen mussten vermieden und Ankündigungen ausgesprochen werden, bevor Verstörendes oder sexuell Explizites gezeigt oder verhandelt wurde, in Filmen zum Beispiel, damit die Studenten die Hände vor die Augen legen oder rechtzeitig den Raum verlassen konnten, homosexuelle Szenen etwa, da mochten die Filme kulturgeschichtlich noch so relevant sein, Coming out oder so“, schreibt Zora – und verwebt den Sommer auf dem amerikanischen Campus geschickt mit dem Edward Snowden-Sommer: der Terror der Wohlgesinnten mit dem Terror des NSA.

So dass am Ende nicht der Staat, der seine Bürger ausspioniert, der Skandal ist, auch nicht die Paranoia der amerikanischen Universität, auch nicht der Eifer des deutschen Verfassungsschutzes und des Bundesnachrichtendiensts, dem NSA zur Hand zu gehen, sondern eine Liaison einer doppelt so alten Frau mit einem jungen Mann.

Trump ist da eigentlich keine große Überraschung mehr.

 

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