Don Pino

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Don Pino, der Pfarrer von San Luca, der in Duisburg nach dem Mafiamassaker eine „Versöhnungsmesse“ abhielt (und dem ich in meinem Buch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern ein ganzes Kapitel gewidmet habe) steht laut der Staatsanwaltschaft Reggio Calabria im Verdacht, ein Gehilfe der Mafia zu sein. Hat mich jetzt nicht wirklich überrascht.

Don Pino ist auch geistiger Vater des Wallfahrtsortes Santa Maria di Polsi, wo dieses Foto aufgenommen wurde, während meiner Recherchen für mein Buch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern„. Auf meine Frage, ob der Wallfahrtsort, wie die Staatsanwälte vermuteten, auch der Ort sei, an dem sich die ‚Ndrangheta zu einer Art jährlichen Betriebsversammlung trifft, sagte Don Pino damals:

Versammlungsort der ‚Ndrangheta? Sehen Sie, wir leugnen nicht, dass das in der Vergangenheit geschehen ist. Aber nicht weil sich die Leute da versammelten, um … wer weiß was zu verwirklichen. Es geht hier um eine Art von Frömmigkeit, eine Art von populärer Gottesfürchtigkeit der negativen Art. Das Abbild der Madonna zu verehren und gleichzeitig Verbrechen zu begehen, ist nicht miteinander zu vereinbaren. Es ist eine Todsünde. Aber in Polsi werden im Angesicht der Madonna auch die härtesten Herzen weich – und lösen sich in Tränen auf. Ich habe dort Männer gesehen, die den Boden zum Altar der Madonna mit der Zunge abgeleckt haben. Natürlich erlaubt die Kirche so etwas nicht mehr. Wieviele Wunder vollbringt diese Madonna – indem sie Herzen wieder belebt! Und dann wird sie immer noch als Madonna der ‚Ndrangheta bezeichnet! Und für uns Kalabresen ist die Madonna di Polsi der Bezugspunkt unseres Glaubens.

Bei der Ermittlungsaktion „Crimine“ 2010, in deren Verlauf über 340 Mitglieder der ’Ndrangheta in der ganzen Welt verhaftet wurden, in Italien, Australien, Kanada, Deutschland und der Schweiz – filmten die Ermittler auch ein Treffen der Bosse im Wallfahrtsort Polsi.

Don Pino war mit seinem guten Freund und Bischof von Locri zur „Versöhnungsmesse“ in Duisburg angereist, Monsignor Bregatini. Dem Don Pino mitgeteilt hatte: „Nach Polsi gehen nicht die Menschen, die in Diskotheken gehen wollen. Nach Polsi kommen Menschen, die Tränen in den Augen haben. Und wer kann die Tränen besser trocknen als eine Mutter? Die Mutter Gottes? Und der Bischof sagte dann im Fernsehen: Wenn das hier in Polsi eine Versammlung der ‘Ndrangheta ist, dann bin ich der erste Mafioso.“

Bald darauf wurde Bischof Bregantini von Locri nach Campobasso versetzt. Ein kalabrischer Staatsanwalt sagte damals: „Die Kirche ist immer schneller als wir.“