Katzen in Venedig

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Fotograf: Klaus 5979

Eine Leserin meines Blogs fragte mich, warum es in Venedig keine Katzen mehr gäbe. Die Antwort ist ganz einfach: Weil es keine Venezianer mehr gibt.

Früher gab es in Venedig alte Damen, die irgendwo Futter für die irgendwelchen Schuppen hausenden Katzen hinterlegt haben. Heute sind die alten Damen tot, ihre Erben haben die Wohnung zur Ferienwohnung umfunktioniert – und irgendwelche Schuppen, in denen Katzen hausen können, gibt es auch nicht mehr, weil alles bewohnbare an Touristen vermietet wird – wenn es nicht als Lagerraum von chinesischen Taschenhändlern und pakistanischen Regenschirm- und Glibberball-Verkäufern angemietet ist.

Als ich 1991 nach Venedig zog, hatte die Stadt noch 76 664 Einwohner. Heute morgen waren es nur noch 55 166, nachzulesen nicht nur an der Leuchtanzeige der Apotheke Morelli am Campo San Bartolomeo – sondern online auch hier, auf dieser erstaunlichen Seite, die Venedig in seinen nüchternen Zahlen erfasst.

Es war Fabio Carrera, ein Venezianer, der in Boston an der Eliteuniversität MIT Informatik lehrt, der mit seinen Studenten das Venice Dashboard entwickelt hat: ein Online-Kontrollzentrum, das Venedig in Echtzeit erfasst – von der Zahl der Kreuzfahrtschiffe (in dieser Woche 13) über die der Tagetouristen, bis hin zu den Mehrkosten für Müllabfuhr, die Zahl der Airbnb-Wohnungen oder die Kosten für die Befestigung der durch den Wellenschlag beschädigten Ufer.

Heute, am 28. Juni, wird Venedig von 35 096 Touristen besucht werden. Für Katzen ist da kein Platz ..