Mein Italien

Heute vor 30 Jahren fing der Maxi-Prozess an, an dessen Ende 360 Mafiabosse zu insgesamt 2665 Jahren Haft verurteilt wurden. Zum ersten Mal mussten die Bosse erleben, dass sie Urteile nicht wie gewohnt in der letzten Instanz „zurechtrücken“, also aufheben konnten. Wofür die beiden Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Natürlich war es keineswegs so, dass der mit diesem Prozess verbundene Wunsch nach Gerechtigkeit von allen geteilt wurde, ganz im Gegenteil: Wer auf Seiten der Richter stand, wurde als „Gerechtigkeitsfanatiker“, „Jakobiner“ oder „Khomeinist“ geschmäht. So wie heute auch.

Aber was mich heute morgen bei der Lektüre des Textes von Nando della Chiesa, dem Sohn des von der Mafia ermordeten Polizeipräfekten, besonders berührt hat, war zu lesen, dass die Journalistin Camilla Cederna zu einer Kollekte für die Familien der Mafiaopfer aufgerufen hatte – die Schwierigkeiten hatten, in Palermo einen Anwalt zu finden und zu bezahlen. Am Ende kamen dann 300 Millionen Lire zusammen, gespendet von Unternehmern, Freiberuflern, Schulklassen – und süditalienischen Gastarbeitern in Deutschland.

Das ist das Italien, das ich immer bewundert habe.