Vatileaks 2 + Mafiacapitale

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Als Autorin von Mafiaromanen gefällt mir der Krimi um Gianluigi Nuzzis Buch natürlich sehr. Kaum habe ich ihn getroffen und sein „Alles muss ans Licht“ gelesen, wird bekannt, dass der PC des obersten Rechnungsprüfers des Vatikan gehackt wurde, kurz darauf werden zwei Personen festgenommen: ein Monsignore und eine junge Dame – denen vorgeworfen wird, Nuzzis Whistleblower (auf Italienisch: Corvi) zu seinRadio, Fernsehen, Zeitungen: Alle außer Rand und Band. Weil es natürlich auf den ersten Blick so eine süffige Geschichte ist, der Monsignore und die berückende Dame, die im Vatikan ein und aus geht.

Die Betonung liegt auf: den ersten Blick, denn wie immer in Italien gilt: pensi il peggio, pensi bene: Nimm das Schlechteste an, und Du liegst richtig. Was in diesem Fall bedeutet, dass die Aufmerksamkeit der Journalisten vor allem auf die Geschichte dieses „bizarren Paars“ gelenkt werden und damit der Inhalt des Buches von Nuzzi in den Hintergrund geraten soll – denn der handelt davon, wie der Vatikan mit seinem unermesslichen Reichtum umgeht – den ihm, remember, die Gläubigen finanziert haben.

Für den Vatikan erscheint Nuzzis Buch, das am Donnerstag auch auf Deutsch erscheint, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nicht nur, dass in Rom am gleichen Tag der große Prozess um die „Mafia Capitale“ eröffnet wird, wo es nicht nur um Mafiafolklore in der Art der Beerdigung in Rom geht, sondern vor allem um das „große Fressen“ in Rom, den Sumpf: Es gibt wohl keinen öffentlichen Auftrag, an dem die Hauptstadtmafia und die mit ihr verbandelten Politiker und Beamten nicht mitverdient haben. Weshalb auf den Anklagebänken nicht nur schillernde Figuren wie Mafiabosse mit Glasauge, sondern auch bieder wirkende Stadträte, Regionalräte, Fraktionsführer, Unternehmer sitzen werden – darunter auch der ehemalige Chefberater des linken Bürgermeisters Veltroni und der ehemalige Bürgermeister Gianni Alemanno.

Und diejenigen, die – noch – nicht auf den Anklagebänken sitzen, bereiten sich darauf vor, dass am 8. Dezember das „Heilige Jahr“ eröffnet wird, in dessen Verlauf in Rom nicht nur Pilgerströme, sondern vor allem Geldströme sprudeln werden: eine Milliarde Euro, gezahlt vom italienischen Staat. Schon bei der ersten Ausschreibung wurden zwei Unternehmer und ein Beamter festgenommen– wegen Bestechung.

So gesehen ist es natürlich nicht so schön, wenn ausgerechnet in diesen Tagen ein Buch erscheint, in dem nachzulesen ist, dass die Gelder der Gläubigen überall landen – aber ganz bestimmt nicht in den Händen eines armen Priesters in Afrika, der damit Kinder vor dem Hungertod rettet – nachzulesen am Donnerstag in der ZEIT.