Heute morgen, als ich wieder mal auf FB herumtrödelte, fand ich bei meiner Freundin Shobha dieses Foto unserer gemeinsamen Reise nach Polen, genauer gesagt, nach Ostpreussen, auf der Suche nach jenem mythischen Land, das schon untergegangen war, als ich geboren wurde. Ich weiß noch, wie es mich eigenartig berührte, als Shobha questa è allora la tua terra sagte, was im Grunde so viel heißt wie: Das ist also deine Heimat, was ich natürlich sofort bestritt, nicht nur, weil ich ja im Ruhrgebiet aufgewachsen bin, wohin mein Vater mit seiner Familie nach dem Krieg geflüchtet ist – sondern auch, weil das Wort Heimat im Italienischen ganz einfach mit terra, Erde gleichgesetzt wird, ein Wort, das im Laufe der deutschen Geschichte leider so beschmutzt wurde, dass man sich nicht mehr traut, es zu benutzen.
Irgendwie zieht es mich immer wieder dorthin. Auch wenn ich niemand mehr aus meiner Familie dort besuchen kann. Die beiden letzten Reskis in Ostpreußen werden vom Himmel auf mich blicken.
Wie ich Dich verstehe! Heimat ist die Erde, gefällt mir! Deswegen zieht es mir immer wieder hin. Nach Litauen. Du hast über die Flucht von Deinen Grosseltern erfahren und ich habe als knapp 5-jähriges Kind dén langen und schrecklichen Transport von Vilnius nach Polen erlebt. Mein Traumabild, das heute noch stärker mich beinflusst ist das Bild des kleinen Mädchen, das auf dem Schlitten sitzt vor dem Gefängniss in Vilnius und wartet mit der Mutter, darauf ein Paket mit im Fett getrockenen Brot für den Vater, Grossveter und den Onkel duerch die russischen Posten zu geben.