Weihnachtsmilde. Vorübergehend.

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Heute schwere Attacke von Weihnachtsmilde (echten Tannenbaum gekauft, ungeachtet des Protests des Italieners an meiner Seite, der jedes Jahr für aufklappbare Plastiktannen plädiert und so tut, als handele es sich für einen Einsatz für Greenpeace: Rettet die Edeltanne!, vorübergehend unter die Räder des rasenden Geschenkedeliriums geraten, anfallartig Weihnachtskarten geschrieben).

Allerdings fiel die Weihnachtsmilde immediatamente von mir ab, als ich las, dass der TAR, das oberste Verwaltungsgericht, die Klage des Kulturschutzbundes Italia Nostra gegen den Umbau des Fondaco dei Tedeschi abgelehnt hat: Der Umbau wird also das historische Gebäude völlig zerstören – und den Venezianern wird weiterer öffentlicher Raum vorenthalten. Wenigstens das Erdgeschoss, so forderte Italia Nostra, sollte den Venezianern vorbehalten sein, in Form eines Kindergartens und eines Kulturzentrums. Aber anders als üblich, blockierte das oberste Verwaltungsgericht die Arbeiten nicht, bis zum Urteil wurde weitergebaut – weil Eile geboten ist: Im Frühjahr 2016 will Benetton den Megastore eröffnen. Das Ziel sei, Vitalität nach Venedig zu bringen.

Der Ausverkauf Venedigs geht also unverändert weiter. Wer mehr dazu lesen möchte, dem sei das demnächst bei Wagenbach erscheinende Buch des Kulturkritikers Salvatore Settis ans Herz gelegt: „Wenn Venedig stirbt“, das er vor kurzem hier in Venedig vorstellte und das unter anderem auf einem Vortrag beruht, den Settis auf Einladung des deutschen Studienzentrums vor zwei Jahren in Venedig hielt. Wenn Venedig stirbt – so die etwas verkürzte Essenz seines Buches, stirbt auch ein Stück von uns, unserer Erinnerung, unserer Zivilisation, unserer Humanität.

So viel zu Weihnachten.

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