Er setzte mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit einen langen Schnitt in das tote Gewebe. „Fellatio, wie wir Lateiner sagen“. Das war nun offenbar Pathologenhumor, denn er lachte. „Im angelsächsischen Raum auch als Blow Job bekannt.“ Das sagt der Gerichtsmediziner in dem Kriminalroman „Gefährliches Gelände“ von Rosemarie Bus, den ich Ihnen (oder Euch, wie es beliebt) dringend! ans Herz! legen! möchte! Der Blow Job ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Kriminalromans – schon aus dem Grunde, weil ein langes, blondes Haar an dem Penis des Ermordeten gefunden wurde, aber nicht nur. Sex spielt auch im Leben der beiden Protagonistinnen eine wesentliche Rolle: bei der freien Journalistin Stella und bei der Kriminalhauptkommissarin Johanna, „Joe“ Lautenschlager, die im dritten Monat schwanger ist, zum dritten Mal. Das Ganze spielt am Schliersee, wo die Autorin lebt, schreibt und wandert – und wohin sich die freie Journalistin Stella aufgrund akuten Geldmangels zurückgezogen hat: eine Heldin des Prekariats, die wieder bei ihrer Mutter lebt und sich in diesem Buch (bereits dem zweiten von Rosemarie Bus, das erste hieß „Es sterben immer drei„) ihr Geld als Gesellschafterin eines reichen, alten Herrn verdient. Und deshalb in den Genuss ungewöhnlicher Einblicke in das Privatleben der Hochfinanz kommt. Stella und die Kriminalhauptkommissarin Lautenschlager freunden sich an, allerdings erst gegen Ende und unter Einfluss von viel Aperol Spritz. Denn Kriminalhauptkommissarin Lautenschlager hat – Frauenfreundschaft hin oder her – nichts dafür übrig, wenn sich Laien in die Ermittlungen einmischen wollen.
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