Also, im Grunde ist es ziemlich einfach: Wer auf die unheilvolle Idee kommt, die Mafia ernsthaft bekämpfen zu wollen – und zwar nicht mit Lippenbekenntnissen (böse, böse Mafiakiller), sondern mit einem Prozess, der sowohl die Bosse anklagt, als auch die Politiker, die sich mit der Mafia auf Harmonischste arrangiert haben – der muss aushalten können, von neun Leibwächtern bewacht, von inhaftierten Bossen zum Tode verurteilt, von karrierebewussten Kollegen wie die Pest gemieden, von der politischen Klasse verteufelt und von der italienischen Regimepresse verschwiegen zu werden.
Wer hingegen ein erklärter Freund der Freunde ist und wegen Unterstützung der Mafia zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, wie der Berlusconi-Vertraute und Forza-Italia-Gründer Marcello Dell’Utri, der kommt in den Genuss einer ganzseitigen Solidaritätsanzeige im Corriere Della Sera.
Rund fünfzig Loblieder für Dell’Utri (inzwischen übrigens eine feste Größe dieses Blogs, nachzulesen hier und hier und hier) Gepriesen wird er nicht nur von ehemaligen Mitarbeitern, sondern auch von Schriftstellern, Intellektuellen und Forza-Italia-Abgeordneten, die Dell’Utri als „Meister“, „Mentor“, „Freund“, „Freigeist“, „Märtyrer“ und natürlich besten Vorstandsvorsitzenden aller Zeiten von Berlusconis Werbegesellschaft Publitalia rühmen.
Der (gewerkschaftlich organisierte) Redaktionsausschuss des Corriere della Sera forderte, Solidaritätsanzeigen von Freunden von Mafia-Verurteilten in Zukunft abzulehnen. Ist ja auch irgendwie blöd. Wie steht man denn da, wenn man das nächste Mal über die Mafia schreiben soll?
(Fortsetzung folgt)
Ein Kommentar