So sieht es hier aus. Seit gefühlten Jahrhunderten. So grau, dass ich nicht mehr weiß, wo das Meer aufhört, und wo der Himmel anfängt. Ich frage mich: Was, wenn das der Anfang einer dreihundert Millionen Jahre dauernden Regenzeit ist? Was, wenn es ein Fingerzeig von oben ist? Auf diese, ähem, neue Regierung? (das Wort „neu“ im Zusammenhang mit der Regierung Renzi zu benutzen, ist so, als würde man B. als Revoluzzer bezeichnen.) Die SZ hat dafür die wunderbare Überschrift „Italien: Charismatiker holt Professor“ gefunden. (Im ersten Augenblick las ich „Chiropratiker“, und vielleicht wäre das tatsächlich die Lösung. Demnächst mehr zur deutschen Renzi-Hofberichterstattung, heute reichte meine Kraft nur für die SZ)
Beim Minister-Lotto wurde auch der Name des kalabrischen Antimafia-Staatsanwalts Nicola Gratteri für den Posten des Justizministers genannt. Gratteri ist Lesern meiner Bücher und meines Blogs nicht unbekannt – er hat die Ermittlungen um das Duisburger Mafia-Massaker geführt. Gratteri ist ein Mann, der sich für eine harte Linie in der Mafia-Bekämpfung einsetzt – so verlangte er beispielsweise, die Hochsicherheitsgefängnisse auf Asinara und Pianosa wieder zu eröffnen. Damit macht man sich natürlich keine Freunde in der italienischen Politik. Besonders nicht beim italienischen Staatspräsidenten Napolitano, dem ja, ja, „weisen alten Mann auf dem Quirinalshügel“ (Copyright SZ), der vor allem ein Interesse hat: Die seit 20 Jahren währende pax mafiosa nicht zu stören und die Früchte der Verhandlungen zwischen Mafia und Staat Anfang der 1990er Jahre auch weiterhin zu ernten.
Und so strich Giorgio Napolitano Nicola Gratteri von der Liste. Und ernannte Andrea Orlando zum Justizminister, einen alt geborenen Politkader der PD, der sich für die Abschaffung der Hochsicherheitshaft für Mafiosi und gegen die lebenslängliche Haft einsetzt.
Nicola Gratteri nimmt den Kampf gegen die Mafia zu ernst, als dass er Justizminister hätte werden können.