Revolution

Wir haben hier keinen Papst. Und keine Regierung. Wir wissen auch noch nicht, ob wir eine Regierung bekommen. Und wenn ja, was für eine. Wir wissen nur, dass wir uns inmitten einer Revolution befinden. Das ist das Gefühl, das im Moment in Italien vorherrscht. Es geht nicht nur um den Sieg über Berlusconi. Es geht auch nicht nur um den Sieg der einen Partei über eine andere Partei. Sondern um viel, viel mehr. Es geht um die Zukunft. Einigen mag das Angst machen, aber die meisten Italiener haben mehr zu gewinnen, als zu verlieren und halten es mit den Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal!

Es geht darum zu bestimmen, ob das Land weiter von Politikern regiert werden soll, die in der Mafia ein notwendiges Übel sehen, mit dem sie sich arrangieren und, wenn notwendig, auch als bewaffneten Arm benutzen. Ob Europa mehr sein kann, als nur der verlängerte Arm der Finanzmärkte. Ob die Italiener es hinnehmen müssen, wenn historische Innenstädte an Unternehmensgruppen verscherbelt und Milliardenprojekte ohne jede Bürgerbeteiligung in schönster Eintracht von Regierung und Opposition vorangetrieben werden.

Derweil versuchen viele noch so weiter zu machen, als ob nichts geschehen wäre. Bündnisse werden prophezeit und wieder verworfen, viele Tageszeitungen titeln immer noch so, als sei Giulio Andreotti noch Ministerpräsident und das Internet vor allem dafür da, sich mal schnell einen billigen Flug zu buchen – und haben nicht bemerkt, dass das Netz nicht nur Italien, sondern die Welt verändert hat.

Nichts wird mehr so sein, wie zuvor.

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