Die einzigen außer Berlusconi, die an Berlusconis Rückkehr glauben, scheinen die Deutschen zu sein. Jedenfalls wenn man Schlagzeilen wie „Italien wählt und Europa zittert“ Glauben schenkt. Vom Ruhrgebiet bis nach Nordbayern, alle zittern vor B. Weshalb ich unbeirrt nach B. gefragt werde. Ich will über das Movimento 5stelle sprechen, weil es in Deutschland vielleicht auch interessant wäre, etwas über die vielen Italiener zu erfahren, die ehrenamtlich und mit großem Engagement gegen die Mafia kämpfen, gegen die Korruption und gegen Kreuzfahrtschiffe, gegen Feinstaub und vorbestrafte Parlamentarier, und weil die Bewegung des „Komikers“, wie Beppe Grillo (über den ich, sorry, musste mal gesagt werden, im Jahr 2006 zum ersten Mal geschrieben habe) so schön abschätzig genannt wird, vielleicht die größte Überraschung dieser Wahlen sein wird – wie auch die von dem Antimafia-Staatsanwalt Antonio Ingroia gegründete Partei „Rivoluzione civile“ – aber nein, man fragt mich nach B.
Vielleicht sollten sich manche deutschen Medien ein Beispiel an italienischen Kollegen nehmen, denn da gibt es selbst unter B.’s Getreuen einige, die umschwenken. In Italien nennt man so etwas volta gabbano. Auf deutsch: Wetterfähnchen. Spiegel Online hat davon schnell gelernt. Erst wurde auch hier gezittert („Ein Clown, ein Milliardär, ein Apparatschik und ein Professor, der von Politik nichts versteht. Einer dieser Männer wird Italiens neuer Premier – und muss über die Zukunft der europäischen Währungsunion entscheiden.“) und schon jetzt sind die ersten Fallrückzieher zu beobachten, erst noch qua Rückgriff auf andere Verbündete, damit man mit seiner Meinung am Ende nicht allein dasteht: „Es passiert etwas. Etwas Tiefgreifendes„, dann schon etwas mutiger, unter Rückgriff auf die Frauen (kommt immer gut): „Wutwahlkampf gegen die Opas„. Damit es am Ende nicht heißt, Spiegel online hätte nichts begriffen.
Am Montag werden es alle schon immer gewusst haben.