Wie immer um diese Zeit herrscht Melancholie am Lido, mit dem Festival endet auch der Sommer, die Badekabinen-Saison, das Schwimmen im Meer. Und weil das alles schon traurig genug ist, habe ich mir den Film von Cristina Comencini gespart, den letzten Wettbewerbsfilm. Wir sind nicht füreinander gemacht, die Filme von Cristina Comencini und ich. Vielleicht ungerecht, aber so ist das Leben. Dadurch, dass ich ihn nicht gesehen habe, habe ich immerhin die Chancen erhöht, dass der Film etwas gewinnt.
Davor: Brian de Palma. Lesbo-Thriller, heißt es. Die Schauspieler bewegen sich, als hingen sie an Fäden. Meine gemeinen deutschen Kritikerfreundinnen sagten: So sehen Filme aus, die in Berlin gedreht wurden. Ich hatte noch eine dunkle Erinnerung an Brian de Palmas letzten Film, „Redacted„, der vor einigen Jahren in Venedig gezeigt wurde (schauerliches Holzschnitt-Kino), allen Ernstes als Favorit galt und am Ende mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie geehrt wurde. Meine Damen und Herren Blogleser: Brian de Palma hat gute Chancen.
Gestern aber sah ich zwei schöne Filme. Besonders gefallen hat mir der philippinische Film „Thy Womb – Sinapupunan“ Oder: Gesucht: Fruchtbare Frau für meinen Mann. Eine wunderbare Liebesgeschichte. Die nicht gut ausgeht. Alle haben geweint. Nur ich nicht, weil ich mich bereits in den ersten drei Tagen des Festivals ausgeweint habe. Es wird kaum geredet und wenn, dann auf Tagalog. Aber es muss auch gar nicht geredet werden, man versteht alles. Eben eine universelle Geschichte.
Danach kam Robert Redford. „The Company you keep.“ Hier ist der Trailer. Die Geschichte einer Gruppe radikaler Kriegsgegner – die eine Bank überfallen und einen Mord begehen – und 30 Jahre später, als sie bereits Teil der bürgerlichen Gesellschaft geworden sind, auffliegen. Vielleicht etwas zu viel gute Menschen, zu viele Idealisten, sogar der kleine, fiese Journalist wird am Ende gut – aber: So ist eben Robert Redford.
Gewinnen wird einer der Filme, die ich schrecklich fand, aus denen ich rausgegangen bin oder die ich mir gespart habe. Tut mir Leid für The Master. Mein Lieblingsfilm.
Damit hätte ich auch dieses Jahr meine Aufgabe als venezianisches Film-Orakel erfüllt.