Weil das Filmfest hier jedes Jahr wie ein Sommergewitter über dem Lido ausbricht, wurde natürlich noch geschraubt und gewischt, das Loch vor dem Palazzo del Cinema ist immer noch da, (mehr zum Loch, zum Lido und zu Venedig hier), aber selbst das konnte nicht verhindern, dass heute der erste Film lief: „The Reluctant Fundamentalist“ von Mira Nair, nach dem Buch des pakistanischen Schriftstellers Mohsin Hamid. Politthriller, so heißt es. (Damit auch Männer den Film sehen und sich nicht dafür schämen müssen) Aber der Film ist nicht nur das, sondern auch Liebesgeschichte, Familiengeschichte und Gesellschaftskritik. Ich fand ihn großartig und war noch ganz bewegt, als ich das Kino verließ und mir schon das erste Mikrophon unter die Nase gehalten wurde (Journalisten interviewen am liebsten Journalisten), in das ich nur „I loved it“ stammeln konnte, was gleich wieder gelöscht wurde, weil man eigentlich auf italienische O-Töne lauerte. Und als ich, immer noch bewegt, zum Vaporetto lief, hörte ich, wie ein italienischer Journalist sagte: Ach, Gott sei Dank war es nicht die übliche Mira-Nair-Scheiße, ich hatte schon das Schlimmste befürchtet.
So klingt das, wenn Journalisten etwas Nettes sagen wollen.