Liebe und Hass

Wie er das nur wieder hingekriegt hat. Ein Irrer schlägt Berlusconi einen Zahn aus, und schon delirieren die italienischen Tageszeitungen vom „Klima der Gewalt“, der Staatspräsident ruft auf, dem „Hass abzuschwören“, das komplette Regierungslager pilgert an das Krankenbett, und die Opposition überbietet sich gegenseitig darin, diejenigen zu denunzieren, die nicht schnell genug in das nächstbeste Mikrophon ihr Mitgefühl für den lädierten B. gehaucht haben. Der Senatsprãsident wähnt in Facebook die Wurzel allen Übels und bringt den Facebook-Chef dazu, einen Kotau zu machen, und der Journalist Marco Travaglio wird als „medialer Terrorist“ geschmäht. „Liebe“ und „Hass“ sind die meist strapazierten Wörter im öffentlichen Diskurs – auch das B.’s Verdienst: Es gibt keine politischen Gegner mehr, keine Argumente, keine Gründe, seine Politik und seine Gesinnung abzulehnen, keine Demokratie, sondern nur noch „Liebe“ und „Hass“.