Das Gute.

Heute morgen traf ich bei meinem Gemüsehändler eine amerikanische Freundin. Sie war mit einer Gruppe von deutschen Freunden unterwegs, vier Frauen und ein Mann, weshalb meine Freundin sofort, mitten auf der Gasse stehend, mein Mafiabuch in höchsten Tönen pries und den zwischen Auberginenkisten und Moskatellertrauben gedrängten Deutschen erzählte, dass einige Seiten meines Buches auf Geheiß deutscher Gerichte geschwärzt worden seien, um die Persönlichkeitsrechte verschiedener Protagonisten meines Buches zu wahren.

Am Ende der Ausführungen meiner amerikanischen Freundin versuchten sich die Deutschen angemessen beeindruckt zu geben, auch wenn sie nicht damit gerechnet hatten, frühmorgens mitten in Venedig, zwischen einem gotischen Palazzo und einer Barockkirche über die Mafia reden zu müssen. Eigentlich waren sie auf dem Weg zum Campo Santo Stefano gewesen, um die Kirche zu besichtigen. Eine Frau räusperte sich und sagte, ach ja, auch sie habe schon lange kein Vertrauen mehr in die deutsche Justiz. Die anderen nickten zustimmend. Aber dann war der Himmel so schön blau und der Platz auch etwas eng zwischen den Gemüsekisten, und dann sagte der Mann lachend: Ach, die Mafia hat ja auch etwas Gutes. Denn sonst würden Sie ja gar nicht mehr leben.