Nasse Nasen. (Nasi bagnati)

Gestern Abend verfolgten der Italiener und ich eine weitere Folge des Berlusconischen Rosenkriegs, auf RAI uno zur besten Sendezeit. Das heißt, ich verfolgte ihn. Auch weil nichts schöner ist, als festzustellen, dass jenes Veronica-Portrait, das man vor Jahren geschrieben hat, immer noch brandaktuell ist.

Ich regte mich wie üblich etwas über Bruno Vespa auf, einer der erfahrensten Berlusconi-Höflinge, der dem mandarinengelb gepuderten Ministerpräsidenten die Stichworte lieferte, damit dieser der linken Presse die Schuld für seine bevorstehende Ehescheidung geben konnte, und der Italiener an meiner Seite blätterte demonstrativ in einem Band über venezianische Lackarbeiten des 18. Jahrhunderts. Als es um die von Veronica Berlusconi geschmähten Luder auf den Wahllisten für die Europawahl ging, hörte er schon gar nicht mehr zu. Da sagte Berlusconi: „Wir bringen Frauen in das Parlament, die den Männern die Nasen nässen.“

Ich überlegte, was er damit gemeint haben könnte. Mir fielen kalte, nasse Hundenasen ein, Nasen, die wegen Pollenflugs nässen und Nasen, die feucht werden, wenn man im Winter eine heiße Suppe ist. Insgesamt lösen nasse Nasen bei mir eher unangenehme Assoziationen aus. 

Was heißt das: den Männern die Nasen nässen?, fragte ich den Italiener an meiner Seite, schließlich kann man nicht jede idiomatische Wendung parat haben. 

Das heißt nichts, sagte der Italiener. 

Wie, das heißt nichts?, fragte ich nach. 

Es hat keine Bedeutung, sagte der Italiener. 

Warum sagt er etwas, das keine Bedeutung hat?, fragte ich.

Weil er Berlusconi ist, sagte der Italiener. 


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