Heute morgen blätterte ich dem wunderbaren Bildband „Als der Pott noch kochte“ des Fotografen Horst Lang (dem mein Buch „Meine Mutter und ich“ auch sein Umschlagbild verdankt). Ein Schattenreich aus Fördertürmen, Zechensiedlungen, rußgeschwärztem Backstein, Kohlenhalden: Die Bilder von dem Ruhrgebiet, in dem ich aufgewachsen bin, wirken heute so entrückt wie Szenen aus einem Film von Sergej Eisenstein.
Und da fiel mir wieder mein Schriftstellerkollege Heinrich Peuckmann ein. Der genau wie ich als Sohn eines Bergmanns in Kamen aufgewachsen ist – und schon früh beschloss, Schriftsteller zu werden – ein Berufswunsch, der in einer Bergmannsfamilie ungefähr ähnlich ernst genommen wird wie der Wunsch, Balletttänzer zu werden.
Heinrich Peuckmann hat sich nicht beirren lassen. Heute blickt er auf ein umfassendes Werk zurück, er hat Romane und Erzählungen, Theaterstücke, Opernlibretti und Gedichte, Kinder- und Jugendbücher geschrieben, er hat über das Ruhrgebiet geschrieben und über China, über Bergmänner und über thailändische Säbelfechter.
Gerade habe ich seinen letzten Krimi gelesen: „Zweites Leben“, der zwischen Kamen, Münster, Unna und Dortmund spielt, bei dem ziemlich viel herumgefahren wird – und der mich an die Bleierne Zeit erinnert, als wir ganze Abende damit verbrachten, von Unna nach Kamen zu fahren, von Kamen nach Dortmund, von Dortmund nach Münster, als wir die Freiheit in einem VW-Bus wähnten oder in einem verrosteten Renault vier. Der garantiert immer von der Polizei an die Seite gewunken und kontrolliert wurde – weil damals die ganze Welt auf der Suche nach Terroristen war. Peuckmann gelingt es, in seinem Krimi die ideologieschwere Zeit der Achtziger Jahre in die Gegenwart zu transportieren. Mehr sage ich nicht. Ist ja ein Krimi.
Manchmal kann sich der Kommissar nicht entscheiden. Jedenfalls, was Frauen betrifft.