Wenn ich durch Deutschland reise XI

Gestern Abend aß ich in einer kleinen, netten Pizzeria zu Abend. Am Tisch neben uns saßen zwei Paare, ein verpartnertes Schwulenpaar und ein verpartnertes Heteropaar. Jedes Paar hatte sich eine andere Pizza bestellt, die Heteros hatten Austernpilze und Bresaola und die Schwulen Artischoken mit Schinken, die Pizzen wurden sehr exakt in der Mitte geteilt und dann getauscht, damit sich die Partner gebührend über die geschmackliche Einordnung der jeweiligen Pizza austauschen konnten: Bis zum Schluss herrschte allerdings Uneinigkeit darüber, ob die Schinkenpizza oder die Pizza mit Austernpilzen und Bresaola im Geschmack stärker sei.

Dann kam die Rechnung. Und die Partner versuchten selbige durch vier zu teilen, woran sie scheiterten. Offenbar war man in der Benutzung des Handys als Taschenrechner nicht geübt genug, denn man verrechnete sich wiederholt beim Dividieren, bis schließlich der Heteromann aus seiner Manteltasche beherzt einen Bleistift hervorzog und alles schriftlich teilte. Eine weitere Schwierigkeit bestand nun darin, die genaue Summe auf den Tisch zu legen. Mehrere Minuten vergingen damit, Fünfzig-Cent-Stücke zu zählen und hin und her zu schieben. Endlich lag die ausgewiesene Summe auf dem Tisch.

Erschöpft lehnten sich die verpartnerten Paare zurück und nippten an ihren Weinresten. Und der Heteromann bemerkte: Wenn man bedenkt, dass es Kulturen gibt, in denen einer sich darum reißt, die Rechnung für alle zu bezahlen.

Neuguinea?

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