Der Italiener an meiner Seite hat entdeckt, dass die Deutschen vom Kochen besessen sind. Morgens, wenn in Italien Trickfilme für Kinder im Fernsehen laufen, wird in Deutschland auf allen Kanälen gekocht. Wogegen im Grunde nichts sprechen würde, wenn die deutschen Fernsehköche nicht von einer einzigartigen Zerstörungswut getrieben würden: Alles wird klein gehäckselt, püriert und passiert, so dass die Garnele am Ende mit der Zucchina verrührt und in eine kleine Form gegossen werden kann. Würde man das Ganze in eine Tube füllen, könnte man sich damit auch das Gesicht eincremen.
Ob es die historischen Spätfolgen der Diktatur sind, dass ein deutscher Koch nicht einfach eine Garnele eine Garnele sein lassen kann? Und eine Zucchina eine Zucchina? Und dass er an alles was er zubereitet, sogar an Vanillepudding, Knoblauch hinzufügt? Und Petersilie? Und Zwiebeln? Obwohl jeder, der noch über einen Rest von Empfindungen verfügt, weiß, dass Knoblauch und Zwiebeln indigeribile sind, unverdaulich?
Ich verstehe das nicht, sagt der Italiener. Insgeheim befürchtet er, dass die Franzosen schuld sind. Die Franzosen sind fast immer schuld. Erst haben sie versucht, die halbe Erdkugel zu kolonialisieren, und dann haben sie die Küchen der ganzen Welt verpestet. Und die Deutschen hatten nach dem Krieg ja keine Widerstandskräfte mehr.