Mafia im Netz

Die Mafia hat schon längst begriffen, dass ihr Propagandafeldzug nur dann erfolgreich sein kann, wenn er auch im Netz geführt wird. In der Repubblica wurde über den Erfolg von Facebook-Eintragungen berichtet, in der Bosse wie Totò Riina als Held gefeiert werden oder in denen die Unschuld von Mafiasöhnen gepriesen wird: „Was hat Euch Giuseppe Riina getan?“ verteidigt Totò Riinas jüngsten Sohn, der nach seiner Haftentlassung in Corleone unter Polizeiaufsicht lebt – und der kürzlich von sich reden machte, weil er gerne in die Lombardei umziehen würde und sich beschwerte, in Sippenhaft genommen zu werden.

Der Fanclub von Giuseppe Riina zählt 85 eingeschriebene Mitglieder, kein Vergleich zu den 2228 Mitgliedern, die sich bei seinem Vater im Totò Riina Fan Club einschrieben. Es gibt Gruppen, die die sofortige Heiligsprechung des inhaftierten Bosses Bernardo Provenzano fordern und sich als Matteo Messina Denaro ausgeben, jenen noch flüchtigen Boss von Cosa Nostra, der so gerne zur Ikone stilisiert wird. Es gibt Facebook-Gruppen, die Roberto Saviano den Tod wünschen und andere, die die Freilassung des Camorra-Bosses Rafaele Cutolos
fordern.

Ob sich dahinter eine geheime Strategie verberge, wurde der nationale Antimafia-Ermittler Piero Grasso gefragt. Schon möglich antwortete er, schließlich lebe die Mafia schon lange nicht mehr in der Zeit, in der sie dadurch kommunizierte, indem sie dem Toten einen Stein in den Mund legte. Grasso erinnerte daran, dass vor nicht allzulanger Zeit einige Bosse in Palermo dabei abgehört wurden, wie sie planten, wichtige Journalisten zu kontaktieren, um diese für ihre Werbekampagne einzusetzen. Warum jetzt nicht auch das Netz?