Es gibt keine Idee, die zu blöde ist, um nicht irgendwann mal aufgegriffen zu werden. Oliviero Toscani, der ehemalige Benetton-Fotograf, hat das Wort „Mafia“ als Markenzeichen eintragen lassen. Dies tat er in seiner Eigenschaft als Mitglied des Stadtrats von Salemi – einem sizilianischen Städtchen, dem das schwere Schicksal widerfuhr, nicht nur von der Mafia, sondern auch von zwei selbstgefälligen, nach Öffentlichkeit gierenden Männern heimgesucht zu werden: Seit kurzem ist Vittorio Sgarbi Bürgermeister von Salemi – ein wegen Betruges und Beleidigung vorbestraftes enfant terrible, der in allem, was er tat, glücklos war, dies aber lautstark. Zuletzt war Sgarbi in Mailand Kulturdezernt, zuvor Kulturstaatssekretär, davor Kunstkritiker – und dabei stets immer Schrecken aller Talkshows. Sgarbi wurde mit seinen täglichen Grobheiten berühmt: Sgarbi quotidiani – so hieß sein schwarzer Kanal auf Canale 5, wo er in den Neunzigerjahren geifernd alle imaginären Gegner beleidigte, allen voran die Staatsanwälte, die gerade damit begonnen hatten, tangentopoli aufzurollen, den größten Schmiergeldskandal der italienischen Nachkriegsgeschichte. Später versuchte Sgarbi den Antimafia-Pool von Palermo zu diffamieren – da der Antimafia-Pool unter der Leitung des Oberstaatsanwalts Giancarlo Caselli zum ersten Mal in der Geschichte Italiens mit verschiedenen Prozessen (unter anderem gegen Andreotti) begann, die Beziehung zwischen der Mafia und der italienischen Politik zu aufzuklären.
Als selbst nicht mal mehr Forza Italia die Ausfälle von Sgarbi ertrug, kam er auf die Idee, sich des kleinen sizilianischen Städtchens Salemi anzunehmen, wobei er sich Verstärkung in Oliviero Toscani holte. Über den, seitdem sich die Familie Benetton von ihm trennte, auch niemand mehr geredet hätte, wenn er nicht mal wieder eine seiner Geschmacksverirrungen als Provokation tarnen würde. Jetzt also die Mafia als Markenzeichen. Die Mafia wird es ihm danken. Sie liebt Folklore. Manche Leute bezahlt sie sogar dafür.