Berlusconi hat den Italienern Hoffnung gemacht: Gestern kündigte er an, dass er das Land verlassen würde, falls in Zukunft weiterhin Abhörprotokolle seiner Telefonate „einer bestimmten Art“ an die Öffentlichkeit gelangten. Mit den „Telefonaten einer bestimmten Art“ meinte er jene, die er mit dem Fernsehchef der RAI und gewissen Damen führte, die man in Italien Fernsehsternchenstaub nennt: Eine davon brachte es bis zur Ministerin für Gleichstellung.
Jetzt könnte man meinen, es handele sich hierbei um eine weitere possierliche Berlusconi-Laune. Stattdessen verbirgt sich hinter Berlusconis Kampf gegen die Abhörpraxis ein handfestes politisches Interesse: Abhörprotokolle sind ein wichtiges Instrument der Staatsanwaltschaft im Kampf gegen korrupte Politiker (wie zuletzt im Fall einer ganzen Reihe neapolitanischer Lokal- und Regionalpolitiker, die mit der Camorra zusammenarbeiteten) als auch gegen die Mafia: Den fast hundert Mafiosi, die kurz vor Weihnachten in Palermo verhaftet wurden, kam die Antimafia-Staatsanwaltschaft dank der Abhörprotokolle auf die Schliche.