Kürzlich kam es zu einer revolutionären Entscheidung der Staatsanwaltschaft Reggio Calabria: Sie entzog einem untergetauchten Mafioso das Vormundschaftsrecht über seine Kinder. Diese Entscheidung ist deshalb revolutionär zu nennen, weil in Italien bislang das ungeschriebene Gesetz galt, dass die Familie heilig und unantastbar ist: Auch wenn der Vater ein international gesuchter Mafioso war, wurden seine Qualitäten als Vater nicht angezweifelt. Nicht mal von den Ermittlungsbehörden. Jetzt haben die Staatsanwälte aus Reggio Calabria dieses ungeschriebene Gesetz mit dem Hinweis gebrochen, dass die Erziehungsziele eines Mafiosos ganz gewiss nicht die seien, die sich günstig auf die Entwicklung der Kinder auswirkten. Die Kinder von Mafiosi lebten in einem „permanenten Zustand der Sklaverei“ schrieben die Staatsanwälte. Es handele sich bei dieser Entscheidung allerdings erst um einen Teilsieg: „Wir haben noch weitere Probleme zu lösen“, schrieben die Staatsanwälte, „etwa das der Ehefrauen der Mafiosi, die ja zuallerst die Mafiakultur auf ihre Kinder übertragen. Aber wir geben nicht auf.“