Es war der sizilianische Schriftsteller Leonardo Sciascia, der Anfang der Siebzigerjahre die Theorie von der Palmengrenze prägte: Gemäß einer geologischen Theorie verschiebe sich die Verbreitungsgrenze der Palme aufgrund der Erderwärmung jedes Jahr mehrere hundert Meter weiter nach Norden. Palmen würden also in absehbarer Zeit auch an Orten wachsen, an denen sie heute undenkbar seien. Und genau so verhalte es sich mit der Verbreitung der Mafia. Sie existiere bereits in Norditalien, und werde weiter nach Norden ziehen. Weil sie kein Gegenstaat sei, sondern sich in den Eingeweiden des Staates einniste.
Jetzt wachsen Palmen auch schon in Duisburg und in Erfurt.
Ja, „das mit der Mafia müsste nicht unbedingt sein“. Das denken wohl auch viele Sizilianer. Leonardo Sciascia aber hatte einen unbestechlichen Blick für die Wirklichkeit. Ein Grund, weshalb der sizilianische Schriftsteller noch heute aktuell ist.
Die Theorie mit den Palmen wäre ja wirklich nicht schlecht, aber das mit der Mafia müsste nicht unbedingt sein…