Ich komme gerade aus dem Kino (Cinema Giorgione, dem letzten in Venedig!), wo ich Gomorrha gesehen habe, den Film nach Roberto Savianos Bestseller. Der, wie ich soeben im Radio gehört habe (ja, da geht es noch schneller als im Internet) in Cannes, den Großen Preis der Jury gewonnen hat. Hier auch der Trailer des Films, der, wie die Filmkritiker erstaunt bemerkten, kein üblicher Mafiafilm sei. Glücklicherweise, würde ich sagen. Über Jahrzehnte hat sich die Mafia ihre Ikonographie so wie in den Filmen von Coppola und Scorsese erträumt, jedes Mal, wenn ein flüchtiger Mafiaboss festgenommen wurde, fanden sich in seinem Versteck DVDs vom Paten. Es ist nicht zu befürchten, dass dort demnächst auch DVDs von Gomorrah gefunden werden.
Mich haben viele Szenen des Films an meine Reportage in Ponticelli erinnert, die in diesem Monat in Geo erschienen ist. Ponticelli ist wie Scampia ein Vorort von Neapel, in dem mit Drogen, Waffen und Sprengstoff gehandelt wird. Ponticelli wird von dem Clan der Sarnos beherrscht. Der im Krieg mit dem Clan der Panicos liegt. Was sich mal in in Kopfschüssen, mal in Autobomben ausdrückt. Jeden dritten Tag wird in Neapel ein Mensch umgebracht – gewissermaßen der Reibungsverlust in einem Land, dessen Geschicke von der Mafia beherrscht werden.
Gomorrah zeigt nicht das Italien der flatternden Wäsche und der anmutig abblätternden Häuserwände, sondern den kruden, realen Zynismus Italiens.