„Die Italiener habe ich leider geliebt; sowohl außerhalb der Schablonen der Macht (und sogar in verzweifelter Opposition dagegen) als auch außerhalb der volkstümelnden und humanitären Schablonen. Es handelte sich um eine wirkliche, in meiner Existenzweise wurzelnde Liebe. Ich habe also ‚mit allen meinen Sinnen‘ verspürt, wie das von der Herrschaft des Konsums erzwungene Verhalten das Bewusstsein des italienischen Volkes umgemodelt, verformt und unrettbar erniedrigt hat. (…)
Alle meine Leser werden sicher die Verwandlung der christdemokratischen Machthaber bemerkt haben: Innerhalb weniger Monate sind sie zu Totenmasken erstarrt. Zwar stellen sie weiterhin ein strahlendes, unglaublich aufrichtiges Lächeln zu Schau. In ihren Pupillen leuchtet das wahre, selige Licht der gute Laune. Oder aber es handelt sich um das blinzelnde Licht der List und der Schläue. Was den Wählern offenbar genausogut gefällt wie die volle Glücksseligkeit. Außerdem setzen unsere Herrschenden ihren unverständlichen Wortschwall unbeirrt weiter fort, in dem die leeren Worte der üblichen stereotypen Versprechungen treiben.
In Wirklichkeit sind sie eben Masken. Wenn man diese Masken abnehmen würde, bin ich sicher, dass man hinter ihnen nicht mal ein Häufchen Knochen oder Asche fände: Das Nichts wäre dort, die Leere.“
aus: Pier Paolo Pasolini, Freibeuterschriften (Scritti corsari, 1975)