Der Bänkelsänger

Er heißt Francesco Sbano. Journalist, Fotograf. Ein paar Jahre lang war er der Bänkelsänger des Italien in Deutschland. Leider. Ein Video: „Ehrenmänner“. Und die „Mafialieder“. Mit der sich an der Folklore labenden, vor Wonne jauchzenden deutschen Presse, die nicht müde wurde, die kulturelle und im Grunde auch ethnische Andersartigkeit des Spaghettivolks zu betonen. Die jungen Italiener, die nach Berlin gezogen waren und außer ihren Rucksäcken auch die Kultur der Zivilgesellschaft aus Schulen und Antimafia-Verbänden mitgebracht hatten, versuchten vergebens anzuprangern und zu erklären, dass diese Lieder weder unschuldig, noch Folklore sind. Sondern Verherrlichung dessen, was sie am meisten abstößt. Daraufhin wurden sie der kulturellen Intoleranz bezichtigt. Jetzt haben die jungen Italiener gewonnen. Und in Berlin, wohin das schmutzige Geld strömt, um dort in Pizzerien und Restaurants gewaschen zu werden, entsteht ein anderes Italien. Ein jüngeres und gebildeteres Italien, ein Italien, das Ehrlichkeit und Anstand liebt und lebt.  Das vernetzt ist, seine Initiativen und seine großen und kleinen Feste unterstützt und Allianzen schmiedet. Wie es die „anderen“ schon immer gemacht haben – unbehindert, bis heute.

 

Das schrieb Nando dalla Chiesa, Soziologe, Kriminologe und Sohn des von der Mafia et al. ermordeten Generals Carlo Alberto dalla Chiesa gestern in Il Fatto Quotidiano  in seinem Artikel „Verena, Michele und die Ragazzi des Antimafia-Berlin“. Nando dalla Chiesa hält bis zum 6. Februar an der Humboldt-Universität Gastvorlesungen zum Thema Mafia.