Manchmal ist es schön, wenn sich ein Kreis schließt. Über Marcello Dell’Utri habe ich in diesem Blog schon oft geschrieben, unter anderem hier. Als Dell’Utri, Berlusconis Freund und Vertrauter, sowie Gründer seiner Partei „Forza Italia“, nach 20jährigem juristischem Gezerre vergangenen Freitag endlich in dritter und definitiver Instanz zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde (Dell’Utri ist angesichts dieser Aussicht bereits vor einigen Wochen nach Beirut geflüchtet), musste ich daran denken, wie er gegen mich, mein Buch und Vincenzo Macrì, den Staatsanwalt, der das Vorwort für mein Buch Santa Mafia (die italienische Ausgabe von „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“) geschrieben hat, Gift spritzte und, wie der Spiegel schrieb, uns zu verklagen drohte: „Ein Staatsanwalt, der so etwas tut, unterstützt natürlich die haarsträubenden Lügen, die in dem Buch von Petra Reski enthalten sind. Die einzige Waffe, die mir zur Verfügung steht, ist die Klage.“
Wie das Kassationsgericht in seinem Urteil feststellt, sieht es als bewiesen an, dass Dell’Utri (zumindest) siebzehn Jahre lang, von 1974 bis 1992 der Garant des Paktes zwischen Berlusconi und Cosa Nostra gewesen ist. Marcello Dell’Utri war bereits 2004 wegen Unterstützung einer mafiosen Vereinigung erstinstanzlich zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Da war seine Verbindung zu dem Mafioso Vittorio Mangano schon lange aktenkundig: Auf Vermittlung von Marcello Dell’Utri hatte der Boss Mangano zwei Jahre lang in der Villa von Silvio Berlusconi als Mittelsmann der Cosa Nostra gelebt – offiziell als Stallmeister. Im Prozess gegen Dell’Utri musste selbst ein Berater der Verteidigung zugeben, dass jene Finanzströme der Fininvest von 1975 bis 1983 nicht transparent waren. Gemäß den Aussagen verschiedener abtrünniger Mafiosi investierte der Mafiaboss Stefano Bontade in jener Zeit beträchtliches Kapital der Mafia in Berlusconis Unternehmensgruppe und wurde so zum Teilhaber der privaten Fernsehkänale der Fininvest-Gruppe.
1993 ging Berlusconi in die Politik, 1994 war er zum ersten Mal Ministerpräsident. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Dell’Utri seine Mafia-Verbindungen ausgerechnet dann unterbrochen haben sollte, als sein Freund B. endlich an der Macht war. Denn Rest können Sie sich jetzt selber denken.
In Beirut, wo Marcello Dell’Utri sich jetzt aufgrund seiner, wie es heißt, angespannten Gesundheit in einer Privatklinik für 600 Euro pro Nacht befindet, wartet er nun darauf, dass sich das Blatt zu seinen Gunsten wendet – und er nicht ausgeliefert, sondern auf freien Fuß gesetzt wird. Wie es heißt, hat Dell’Utri, wie auch ein weiterer wegen Mafia-Verbindungen verurteilter und ebenfalls untergetauchter Forza-Italia-Abgeordneter, beste Verbindungen zum libanesischen Establishment, insbesondere zu dem Ex-Präsidenten Amin Gemayel. Überdies sieht das libanesische Gesetz das Delikt der „Unterstützung einer mafiosen Vereinigung“ nicht vor. Derweil stellt sich Marcello Dell’Utri in der italienischen Presse als „politischer Gefangener“ dar. Der Repubblica vertraute er an, dass er, falls er nach Italien ausgeliefert würde, gerne Sozialdienst machen würde, so wie sein Freund B. Der in Fernsehstudios häufiger zu sehen ist, als im Pflegeheim.
Seit Marcello Dell’Utri in den Libanon flüchtete, kursiert im Netz der Slogan: